Nazi täuscht Attentate in Schwerin vor

Ein Initiator von »Schwerin wehrt sich« sitzt in Untersuchungshaft

  • Hagen Jung
  • Lesedauer: 2 Min.

Angst und Schrecken hatte der 34-Jährige am Montag vor einer Woche in Mecklenburg-Vorpommerns Landeshauptstadt ausgelöst, als er im »Islamisten-Kostüm« scheinbar ein Attentat verüben wollte. Eingehüllt in ein weißes Bettlaken, um den Kopf die Kufiya - das Palästinensertuch - geschlungen: So kostümiert war der Mann, der zu den Initiatoren des rassistischen Bündnisses »Schwerin wehrt sich« gehört, zunächst an einer Tramhaltestelle aktiv geworden. In ihrer Nähe hatte er in die Richtung der dort stehenden Menschen einen Rucksack geworfen, war dann davongerannt.

Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft sollten die Wartenden glauben, dass sich in dem Sack »Sprengstoff befindet, der in Kürze explodieren werde«. Doch damit nicht genug. Etwa eine Stunde später schleuderte der Mann erneut einen »verdächtigen« Rucksack zu einer Menschengruppe. Diesmal waren es afghanische und deutsche Jugendliche am Marienplatz, einem zumeist sehr belebten, zentralen Einkaufspunkt der Stadt.

Während er warf, soll der Mann »oder einer seiner Mitstreiter« - so die Staatsanwaltschaft - »Allahu Akbar« gerufen haben. Mitstreiter, das könnten rechte Gesinnungsfreunde des Werfers gewesen sein, die den spektakulären Auftritt mit Beschimpfungen gegen die jungen Ausländer begleiteten, das Spektakel filmten und es später als Video ins Internet stellten. In panischer Angst, auch vor den jüngsten Anschlägen in Deutschland und im Ausland, liefen mehrere Menschen in alle Richtungen davon, berichtet die Anklagebehörde vom Geschehen am Marienplatz.

Ihrem Antrag folgend, hat das Amtsgericht Schwerin den Beschuldigten am Freitag in Untersuchungshaft bringen lassen. Gegen ihn wird nun seitens des Staatsschutzes wegen Verdachts auf zwei Straftaten ermittelt: »Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten« und Volksverhetzung.

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