Tschechien soll Flüchtling eingesperrt haben

NGO: Behörden hätten Asylbegehren von Sri Lanker ignoriert / Vorgehen sei kein Einzelfall

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Prag. Eine Flüchtlingshilfsorganisation hat schwere Vorwürfe gegen die tschechischen Behörden erhoben. Das Asylbegehren eines 28-jährigen Mannes aus Sri Lanka sei ignoriert worden, kritisierte die Prager NGO OPU. »In Tschechien hat sich niemand mit seiner Geschichte und seinem Asylbegehren befasst, das er bei der Ankunft am Flughafen vorgebracht hatte«, sagte OPU-Anwältin Eva Hola der Zeitung »Hospodarske noviny«. Der Tamile hinduistischen Glaubens sei durch Bürgerkriegserfahrungen traumatisiert.

Ein Gericht verurteilte den Sri Lanker wegen Einreise mit gefälschten Papieren zu einer achtmonatigen Haftstrafe, die er in einem Prager Gefängnis absitzt. »Wenn er tatsächlich verfolgt worden wäre, hätte er bei der Zollkontrolle seine wahre Identität preisgegeben«, hieß es in der Urteilsbegründung.

Die Organisation für Flüchtlingshilfe (OPU) sieht in dem Vorgehen der Behörden keinen Einzelfall. Nach ihrer Darstellung konnte der inhaftierte Tamile erst mit ihrer Hilfe doch noch einen Asylantrag stellen. Die Organisation bietet Migranten und Schutzsuchenden in Tschechien bereits seit 1991 Beratung und Integrationshilfe.

In Sri Lanka tobte zwischen 1983 und 2009 ein Bürgerkrieg zwischen Regierungstruppen und tamilischen Rebellen. Nach UN-Schätzungen wurden bis zu 100.000 Menschen getötet. dpa/nd

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