Mitfahr-Dschungel
Kerstin Ewald über den umkämpften Markt der Mitfahrgelegenheiten
Mitfahrzentralen gibt in der BRD schon seit kurz nach dem Krieg, in der Ölkrise wurden sie beliebter. Wer mitfahren, sich aber nicht mit einem Pappschild an die Autobahn stellen wollte, musste damals für einen Vermittlungsschein unter Umständen durch die halbe Stadt fahren, Formulare ausfüllen, Bargeld abliefern. Mit dem Internet wurde Anfang des Jahrtausends das Teilen, Tauschen, das private Vermarkten und auch das Mitfahren in fremden Pkws leichter.
Der Markt ist jedoch heiß umkämpft. Auch Firmen des überregionalen Busverkehrs rangeln mit. Gratisdienste expandieren, schlucken die Konkurrenz, um danach die Nutzer zur Kasse zu bitten. Genauso agierte auch die Mitfahrzentrale Blablacar, die soeben Vermittlungsgebühren einführte. Später sollen weitere Kosten folgen. Mitfahrplattformen entwickeln sich und gehen wieder ein, so dass zwischen der Weihnachtsfahrt und der Osterreise schon wieder eine Internetrecherche anstehen könnte. Ein genügsamer Lebensstil - mit erzwungenem oder freiwilligem Verzicht aufs eigene Auto - bleibt ein recht kompliziertes Unterfangen. So möge endlich ein halbwegs solides Unternehmen die Schlacht um die Mitfahrenden mit einem vertrauenerweckenden Konzept beenden. Vielleicht sollten wir Konsumenten und Konsumentinnen uns im Gegenzug bereiterklären, für gute Vermittlungen auch ein paar schlappe Euros zu bezahlen.
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