Türkei greift Kurden in Syrien direkt an
Kämpfe zwischen Truppen des Bündnisses SDF mit von türkischen Panzern unterstützten syrischen Rebellen / Türkische Einheiten auch nahe Kobane
Berlin. Die Türkei geht immer massiver gegen kurdische Kräfte in der Region Rojava im Norden Syriens vor. Von der Türkei unterstützte syrische Rebellen lieferten sich am Samstag nach eigenen Angaben mit Kämpfern des von Kurden angeführten Militärbündnisses Demokratische Kräfte Syriens SDF Gefechte. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete, auch türkische Panzer seien an den Kämpfen beteiligt. Es waren demnach die ersten direkten Zusammenstöße zwischen der türkischen Armee und den von Kurden angeführten Kräften. Auch ein Kurdensprecher berichtete von heftigen Gefechten in der Nähe des Ortes Tel al-Amarna rund acht Kilometer südlich der Grenzstadt Dscharablus. Türkische Jets und Artillerie hatten die Region zuvor angegriffen, wie die Menschenrechtler weiter berichteten.
Bei den Demokratischen Kräften Syriens handelt es sich um ein von der Kurdenmiliz YPG angeführtes Bündnis, das vor allem die Terrormiliz IS bekämpft. Unterstützt worden war es dabei bisher von Luftangriffen der US-geführten internationalen Koalition. Die Türkei will ein zusammenhängendes Kurdengebiet in Nordsyrien verhindern und ist vor allem deshalb in Syrien eingefallen. Ankara fordert, dass sich die Kurden aus der Region um Dscharablus auf ein Gebiet östlich des Flusses Euphrat zurückziehen. Die türkische Armee und syrische Rebellen hatten den Grenzort in dieser Woche bei einer Militäroperation vom IS eingenommen. Die erste türkische Bodenoffensive in Syrien seit Ausbruch des Bürgerkriegs vor mehr als fünf Jahren richtet sich offiziell zwar gegen den IS - vor allem aber dürfte das autoritäre Regime die Kurden im Visier haben. Die kontrollieren bereits große Gebiete an der Grenze zur Türkei und haben dort eine Selbstverwaltung errichtet. Die Kurdenpartei PYD und die Miliz YPG sind eng mit der kurdischen Arbeiterpartei PKK verbunden, die von der Türkei als Terrororganisation eingestuft wird.
Weiter östlich überquerten türkische Panzer bei der Stadt Kobane die Grenze. Sie begleiteten Baumaschinen, die auf syrischem Boden begannen, einen Graben auszuheben, wie ein Kurdensprecher berichtete. Die Türkei wolle eine Bockade über die Region verhängen. Agenturen/nd
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