Alles bio, oder was?

Jürgen Amendt findet, dass moralische Appelle in der Umweltbildung falsch sind

  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn man Jugendliche nach ihrer Meinung zum Thema Ökologie bzw. ökologisch bewusstem Konsum fragt, wird man in der Regel auf drei Reaktionen stoßen. Die einen (die Minderheit) werden mit Inbrunst von den eigenen Aktionen in der Schule, in politischen Organisationen oder im privaten Umfeld berichten, mit denen sie die Erde vor dem Wüten der Gattung Homo Sapiens schützen wollen, bevor der Planet kollabiert. Und selbstverständlich werden diese Jugendlichen die Wichtigkeit betonen, die eigene Lebensweise mit der ökologischen Überzeugung in Übereinstimmung zu bringen.

Die dazu entgegengesetzte Haltung wird provokativ auf die »Lüge vom Klimawandel« verweisen und dass man sich von »den Ökos« die Lust an Hamburger und Steak nicht nehmen lassen wolle. Auch diese Jugendlichen sind eher eine Minderheit. Die Mehrheit dagegen wird betonen, dass Umweltschutz ein wichtiges Thema sei, mit dem man sich auch im Unterricht schon beschäftigt habe; vielleicht noch mit dem Hinweis versehen, dass man ab und an im Supermarkt zur Bionade statt zur Cola greife, ansonsten sich aber über das Thema kaum Gedanken mache.

Diese Haltungen sind nicht nur, aber auch Ergebnis einer Umwelterziehung, die ökologische Probleme als Folge individuellen Fehlverhaltens und unzureichender Umweltmoral betrachtet. Gesellschaftliche Zwänge und Bedingungen, die das individuelle Verhalten maßgeblich beeinflussen, werden bislang im Schulunterricht zu wenig zum Thema gemacht.

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