Optimistisch bis zum dicken Ende
Silvia Ottow über den Zweckoptimismus der Krankenkassen in der Pflege
Nach jahrzehntelangem Gerangel ändert sich etwas im Umgang mit Millionen pflegebedürftigen Menschen. Auch den Demenzkranken unter ihnen werden Leistungen zugestanden und dem Erhalt von Fähigkeiten soll mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden. Das kostet Zeit und Geld. Tausende von Pflegekräften werden zusätzlich gebraucht. Die Pflegekassen werden künftig deutlich mehr Mittel zur Verfügung stellen müssen.
Du liebe Zeit, fragt sich da jeder Versicherte mit halbwegs gesundem Menschenverstand, wie wollen die das machen? Es fehlt ja jetzt schon überall an qualifiziertem Personal. In den meisten Einrichtungen wird mit einer fachlich höchst bedenklichen Besetzung gearbeitet, keine Seltenheit, dass die Nachtschicht ohne Fachkraft auskommen muss und das Spritzen von Mitarbeiterinnen übernommen wird, die dazu gar nicht berechtigt sind. Ganz zu schweigen von Überforderung, die sich in einem hohen Krankenstand ausdrückt und der grottenschlechten Bezahlung. Und noch haben wir gar nicht erwähnt, wie viele Pflegebedürftige ihre Leistungen gar nicht einfordern, weil das einfach von der Familie gemacht wird.
Aber die Krankenkassen sind ja zum Glück nicht solche Problembären. Sonst könnten sie nicht so gelassen ihre gute Vorbereitung präsentieren. Das dicke Ende kommt ja erst später. Wenn die Pflegebeiträge steigen.
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