Bautzen, 02625 Kaltland

Neonazis machen Jagd auf Geflüchtete / Polizei beschuldigt Asylbewerber

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Dresden, Freital, Heidenau, Clausnitz und nun erneut Bautzen: In der sächsischen Kreisstadt hat in der Nacht zum Donnerstag eine Gruppe von etwa 80 Rechtsradikalen Jagd auf rund 20 Geflüchtete gemacht. Dem rassistischen Treiben voraus ging ein Streit zwischen beiden Gruppen auf einem Platz im Stadtzentrum. Aus Sicht der Polizei hätten die minderjährigen Asylsuchenden den Konflikt begonnen und die Rechten mit Flaschen und Steinen beworfen. Augenzeugen berichteten, dass diese rassistische Parolen wie »der Kornmarkt gehört den Deutschen« skandiert hätten. Als die Polizei auf dem Kornmarkt eintraf, wurden beide Gruppen getrennt. Auf dem Rückweg in ihre Unterkunft wurden die Geflüchteten von den Rechten verfolgt.

Um weitere Übergriffe durch die Neonazis zu verhindern, riegelten Beamte das Heim ab. Ein Rettungswagenteam, das einen verletzten 18-jährigen Marokkaner versorgen wollte, wurde zunächst von einigen Rechtsradikalen an der Anfahrt gehindert und mit Steinen beworfen. Er gelangte schließlich unter Polizeischutz in die Unterkunft. Für die etwa 30 minderjährigen Asylbewerber gelten fortan ein Alkoholverbot und eine Ausgangssperre ab 19 Uhr, teilte der Landkreis Bautzen mit. »Dass gestern Abend so schnell so viele Neonazis zusammenkommen konnten, legt den Verdacht nahe, dass dieser rassistische Angriff gezielt geplant war«, erklärte die Bautzener Bundestagsabgeordnete der LINKEN, Caren Lay. Das Problem mit rechter Gewalt bestehe aber seit Jahren. Die »Pogromstimmung« in Bautzen müsse beendet werden. Tatsächlich gibt es Hinweise, die Hetzjagd könnte gezielt gewesen sein. Seit einer Woche kommt es in Bautzen jeden Abend zu Aufmärschen der rechten Szene. Auch für Donnerstagabend hatten mehrere rassistische Gruppen eine Kundgebung angekündigt. rdm Seite 5

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