Wir hätten da auch einen Vorschlag
Doppel? Quartett? Die Linkspartei debattiert über Spitzenkandidaturen
Berlin. In der guten alten Zeit, also vor noch nicht allzu vielen Jahren, gab es im Berliner Bezirk Kreuzberg eine Kneipe namens Pinox, die mit einem schönen Plakat für sich warb: »Unser Kandidat«, hieß es da neben einem Bild von Karl Marx, »findet sich auf keiner Liste.«
In Zeiten, in denen die Linkspartei über Personalfragen diskutiert, erinnert man sich gern an diese Form der Nichtbewerbung zurück. Seit einer Sitzung am Montag wird viel über mögliche und unmögliche Duos oder Quartette gesprochen: Die Fraktionschefs Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch würden gern die Doppelspitze bilden - bei den Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger kam ein entsprechender Vorstoß nicht so gut an. Worte wie »Selbstkrönung« machten die Runde - und wurden gleich wieder dementiert. Auch wurden Rufe nach einem Mitgliederentscheid laut, die Parteispitze pocht zudem auf ihr Vorschlagsrecht.
Großen Beifall fand das Thema nicht. »Sagt ihr mir Bescheid«, kommentierte den plötzlichen Personalstreit jemand im Kurznachrichtendienst Twitter, »wenn die LINKE fertig diskutiert hat, ob sie 2, 4, 8 oder 32 Kanzlerinnen stellen will?« Man kann das so verstehen: Eigentlich gibt es Wichtigeres zu bereden. Oder, mit Marx gesprochen: Jeder Schritt wirklicher Bewegung ist wichtiger als ein Dutzend Personaldebatten.
Das würde vielleicht im Osten etwas bringen. Als sie noch PDS hieß, reüssierte sie dort auch jenseits des links regierten Thüringen als »Volkspartei«. Lässt sich daran wieder anschließen? Einfach wird es sicher nicht, das weiß auch die neue Ost-Koordinatorin der linken Bundestagsfraktion, Susanna Karawanskji. Wir haben mit ihr über »aufsuchende Parteiarbeit«, den Rechtsruck nicht nur in Sachsen und den Erfahrungsvorsprung Ost gesprochen. tos Seiten 2, 4 und 5
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