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Der Tod war ein deutsches Fabrikat

Karlen Vesper begrüßt Polens Entscheidung, fremde Schuld nicht abzunehmen

Man mag zu Polens Regierung stehen wie man will. Mag auch juristische Bedenken hegen ob der Durchsetzungskraft ihrer Forderung nach Haftstrafen für eine geschichtlich falsche, allenthalben aus Politiker- und Publizistenmunde vor allem hierzulande zu vernehmende Wortwahl. Endlich ist ein Achtungs-, ein Ausrufezeichen gesetzt. Es gehört sich nicht, von »polnischen Lagern« zu sprechen. Sei es aus Dummheit, Unachtsamkeit, Böswilligkeit.

Nicht nur, dass mit dieser geografischen Etikettierung der Todesfabriken Auschwitz, Belzec, Chelmno. Majdanek, Sobibor, Treblinka das Völkermorden als ein deutsch-faschistisches verschleiert wird, Schuld und Schuldige verschwinden und entlastet, dafür Unschuldige, selbst einst Opfer, belastetet werden. Das ahistorische Adjektiv ist pervers. Es sanktioniert nachträglich den zynischen Entscheid von Hitler, Himmler & Co., die großen Menschenvernichtungsstätten im okkupierten, entrechteten und ausgeplünderten Nachbarland zu errichten. Damit nicht deutsche Landschaft und Luft durch jahrein, jahraus, tagein, tagaus qualmende Schornsteine verschandelt und verpestet, nicht deutsche »Volksgenossen« vom Leichengeruch belästigt werden. Die nicht minder grausigen Lager Kulmhof, Stutthof, Groß-Rosen, Breslau, die Ghettos Litzmannstadt, Bialystok, Chelm, Ibica,Opole, Radom ... - sie alle befanden sich in Polen. Und sind so deutsch wie der »Deutsche Gruß«.

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