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- Niedergang der Buchhandlungen
Rettet die letzten Ritter der Bücherrunde
Karlen Vesper beklagt den Niedergang der Buchhandlungen in Deutschland
Eigentlich dürfte dies der schönste Beruf auf Erden sein: Buchhändler. Und eigentlich sollten Buchhändler die glücklichsten Menschen auf Erden sein. Und eigentlich auch die Klügsten. Umgeben vom geballten Wissen dieser Welt. Jedenfalls in einer gut sortierten Buchhandlung. Und die zufriedensten Menschen, mit sich im Reinen. Denn wenn an einigen Tagen die Kundschaft eher tröpfelt denn hineinströmt, kann man sich im bequemen Sessel zurücklehnen und sich dero selbst der Wolllust der Lektüre hingeben. Das Ritual beginnt mit dem Aufschlagen eines frischen Buches mittig und dem Erschnuppern der Druckerschwärze sowie des Geruchs des Papiers, das die unterschiedlichsten Nuancen kennt. Warum ist noch kein Parfümeur auf die Idee gekommen, diese einzigartig-sinnlichen Düfte in ein Flacon einzufangen?
Ich schweife ab. Denn eigentlich will ich hier beklagen, dass die Zahl der Buchhändler in Deutschland innerhalb von fünf Jahren um fast ein Viertel gesunken ist, wie zur Eröffnung der Buchmesse bekannt wurde. Buchhandlungen schließen en masse. Ursächlich sei neben steigenden Mieten und Personalkosten auch ein verändertes Kaufverhalten: die Konkurrenz im Internet.
Buchhandlungen sind ein Kulturgut. Stätte der Bildung. Inmitten eines Mysteriums aus Fake News und KI-Gläubigkeit. Abgesehen vom Gemeinschaftsgefühl, das hier beim trauten Gespräch zwischen Büchernarren, ob jung oder alt, entsteht. Die Rettung der Letzten der Bücherrunde sollte eine vornehmliche Aufgabe des Staates sein. Staatliche Fördergelder für die Ausbildung zu Buchhändlern und für den Erhalt von Buchhandlungen, nicht nur in Groß-, sondern auch in Kleinstädten und auf dem Lande. Das ist allemal sinnvoller, als Milliarden beim Militär zu vergeuden.
»Buchhandlungen erinnern mich immer daran, dass es gute Dinge auf der Welt gibt«, schluchzte dereinst Vincent van Gogh.
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