Werbung

Ein Bischof bittet um Vergebung

Missbrauchsopfer bei den Regensburger Domspatzen sollen bis Ende 2017 entschädigt werden

  • Lesedauer: 2 Min.

Regensburg. Die Missbrauchsopfer bei den Regensburger Domspatzen sollen bis Ende 2017 finanziell entschädigt werden. Ein Gremium aus drei Personen werde in den kommenden Monaten über die Höhe dieser Anerkennungszahlungen entscheiden, sagte Bischof Rudolf Voderholzer am Mittwoch. Je nach der Schwere und Dauer der körperlichen oder sexuellen Übergriffe sollen sie zwischen 5000 und 20 000 Euro erhalten. Bis Mitte Oktober hatten sich mittlerweile 422 ehemalige Sänger des weltberühmten Chores gemeldet, weil sie zwischen 1945 und Anfang der 1990er Jahre körperlich misshandelt worden waren. Mindestens 65 von ihnen wurden Opfer sexueller Übergriffe.

Das Bistum hofft auf weitere Meldungen, auch über das Münchner Informationszentrum für Männer. Die Einrichtung mit psychologisch geschulten Kräften soll eine Alternative zu kirchlichen Anlaufstellen bieten. Außerdem sollen die Geschehnisse in einer historischen sowie einer sozialwissenschaftlichen Studie aufgearbeitet werden. Anfang 2017 will zudem der mit der Aufklärung des Skandals beauftragte Rechtsanwalt Ulrich Weber seinen Abschlussbericht vorlegen. Das Maßnahmenpaket ist das Ergebnis von Beratungen zwischen je sechs Vertretern der Kirche und der Betroffenen in den vergangenen acht Monaten. Es orientiert sich am Modell des oberbayerischen Internats im Kloster Ettal, bei dem es ebenfalls Missbrauchsfälle gab. Der Betroffenen-Vertreter Alexander Probst ist zufrieden: »Wir traten an mit einem Forderungskatalog, der bewusst sehr hoch angesetzt war - nach heutigem Stand wissen wir, dieser Forderungskatalog ist erfüllt.« Dies sei ein Ergebnis, »von dem wir jahrelang geträumt haben«. Die Höhe der Anerkennungszahlungen hält er für ausreichend. Darauf komme es nicht an. Wichtig sei vielmehr, dass das persönliche Leid der Betroffenen nun gesehen werde und sich keiner mehr schuldig oder schlecht fühlen müsse.

Voderholzer zeigte sich tief bewegt. »Jeder Einzelne ist einer zuviel, es schmerzt mich zutiefst und ich will alles in meiner Kraft stehende tun, um durch persönliche Begegnung auch Wunden zu heilen«, erklärte er. »Ich kann es nicht ungeschehen machen und die Opfer nur um Vergebung bitten.« dpa/nd

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal