Im Prinzip gewonnen

Johanna Treblin
über die 
Wahlanalyse der SPD

  • Lesedauer: 1 Min.

Als die SPD im Wahlkampf ihre erste Plakatwelle präsentierte, taten alle so, als verstecke sich Michael Müller auf den Riesenfotos im Hintergrund - weil er meist nur verschwommen zu sehen war und andere im Vordergrund standen. Mit dem Spruch »Müller, Berlin« und der Entscheidung, das Logo der SPD gar nicht erst aufs Plakat zu drucken, wurde aber eindeutig Müller-Wahlkampf betrieben. Darauf angesprochen, sagte der Wahlkampf-Manager Dennis Buchner: »Müller ist der populärste Politiker der Stadt. Da wollen wir ihn natürlich nicht verstecken.«

Dann gewann die SPD die Wahl, aber mit dem schlechtesten Ergebnis nach dem Zweiten Weltkrieg. Ob das Ergebnis anders ausgesehen hätte, wenn Müller im Zuge der LAGeSo-Krise die Koalition mit der CDU hätte platzen lassen, ist zu bezweifeln. Statt die Fehler bei Müller zu suchen, sollte sich die SPD stärker mit dem Erbe ihrer bisherigen Politik befassen. Personalmangel und lange Wartezeiten in den Bürgerämtern, geschlossene Schwimmbäder und eine beinahe an der Wahlsoftware gescheiterte Wahl - das Verwaltungschaos in der Stadt kann die SPD nicht allein auf den kleineren Koalitionspartner CDU abschieben. Dass die SPD - und nicht nur Müller - das Chaos beseitigt, daran glaubten viele Wahlberechtigte offensichtlich nicht.

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