Bombardier-Chef verbreitet vor allem Nebel

Aufgeheizte Stimmung bei der Betriebsversammlung im Görlitzer Werk des Schienenfahrzeugherstellers

  • Lesedauer: 2 Min.

Görlitz. Aufgeheizte Stimmung bei der Betriebsversammlung im Görlitzer Bombardier-Werk: Während des Gesprächs mit dem Deutschland-Chef des kanadischen Unternehmens, Germar Wacker, verließen am Donnerstag 160 Mitarbeiter aus dem Bereich Teile- und Komponentenfertigung demonstrativ die Besprechung. »Zum Wegfall ihrer Arbeitsplätze gab es weder ein Dementi noch eine Bestätigung. Sollte die Abteilung angefasst werden, bleibt es nicht bei einstündigen Aktivitäten vor den Werktoren«, sagte der IG-Metall-Bevollmächtigte in Ostsachsen, Jan Otto, der dpa.

Statt konkreter Aussagen zur Zukunft des sächsischen Standorts nach 2019, wie von Beschäftigten, Betriebsrat und Gewerkschaft erhofft, soll Wacker den bekannten Erhalt großer Teile der Entwicklungsabteilung bekräftigt haben. Allerdings hätten bereits zahlreiche Ingenieure vom Freiwilligen-Programm Gebrauch gemacht und das Unternehmen verlassen, berichtete Otto. »Die Reihen haben sich deutlich gelichtet. Wir brauchen Leute mit Erfahrung. Sie brauchen eine Perspektive für ihre Arbeit in den kommenden Jahren.«

Insgesamt diskutierten Belegschaft und Geschäftsführung knapp drei Stunden miteinander. Während Wacker dabei immer wieder die Steigerung der Qualität hervorgehoben haben soll, machten die Bombardier-Angestellte auf langjährige Probleme wie fehlendes Material aufmerksam. Die IG Metall bot der Unternehmensführung nochmals die Hilfe bei der Akquise neuer Auftraggeber an, um die Auftragsbücher über 2019 hinaus zu füllen. »Das Angebot muss aber auch abgerufen werden. Wir wollen im Dialog bleiben. Zufrieden sind wir nicht«, sagte Otto.

Ende 2015 hatte der Schienenfahrzeughersteller angekündigt, die beiden sächsischen Werke zu einem Kompetenzzentrum zusammenlegen zu wollen. Dabei sollten sie erhalten bleiben. Später folgte die Mitteilung, in Deutschland 1430 der knapp 10 500 Arbeitsplätze zu streichen - mit den größten Einschnitten in Sachsen und in Hennigsdorf (Brandenburg). Demnach sollten ursprünglich 240 Arbeitsplätze in Bautzen und Görlitz sowie 200 Stellen in Hennigsdorf eingespart werden. dpa/nd

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