Leisere Töne bei neuen Syrien-Gesprächen
Diplomatische Bemühungen gehen diese Woche weiter / Russland setzt Flugzeugträger in Marsch
Die schweizerische Konferenzstadt Lausanne erlebte am Sonnabend die Wiederaufnahme der multilateralen Syrien-Verhandlungen. Auf Moskauer Anregung trafen sich im Fünf-Sterne-Hotel Beau-Rivage die Außenminister Russlands und der USA, Sergej Lawrow und John Kerry, sowie Vertreter der wichtigsten nahöstlichen in den Syrien-Krieg involvierten Staaten wie Iran, Katar, Saudi-Arabien und Türkei. Es ist ein bewährtes Format. Die wenigen Vereinbarungen zu Syrien, die es bisher gegeben hat, waren Ergebnis dieser Runde.
Über den Inhalt der Gespräche wurde fast nichts bekannt - was kein schlechtes Zeichen sein muss; eher dafür, dass man nach der Phase der besonders von Paris und Washington lauthals vorgetragenen Beschuldigungen, Russland habe Kriegsverbrechen begangen, wieder zur Versachlichung zu neigen scheint. Vereinbart wurde, wie Lawrow nach vierstündigen Gesprächen laut AFP erklärte, »die Kontakte im Laufe der nächsten Tage fortzusetzen«, unterhalb der Ministerebene.
Unterdessen wurde in Syrien selbst weitergekämpft, an mehreren Fronten. Russische und Syrische Kampfflugzeuge griffen wieder Stellungen im von Regierungsgegnern beherrschten Teil von Aleppo an. Von dort, so meldet die syrische Nachrichtenagentur Sana habe es Raketenangriffe auf Bezirke gegeben, die von der Armee beherrscht werden. Beide Seiten melden zu Tode gekommene Zivilisten.
Internationale Hilfsorganisationen fordern weiter eine sofortige 72-stündige Feuerpause, damit Hilfsgüter in die belagerten Viertel geschafft und Verletzte in Sicherheit gebracht werden könn-ten. Die Vorsitzende von »Save the Children«, Helle Thorning-Schmidt, bis zum Juni 2015 noch dänische Ministerpräsidentin, kommentierte das Treffen in Lausanne mit den Worten: »Die Kinder von Aleppo können nicht warten, bis ein Krieg der Worte fertig gespielt ist; für sie läuft die Zeit ab.« Kritik an Lausanne, vermutlich aus ganz anderen Gründen, gab es auch aus Istanbul. Das dort ansässige syrische Oppositionsbündnis Nationale Koalition ließ erklären, Gespräche mit Russland seien Zeitverschwendung.
Russland selbst setzte seinen - einzigen - Flugzeugträger in Rich-tung Mittelmeer in Marsch. Die bisher in Murmansk an der Barentssee stationierte »Admiral Kusnezow«, hieß es aus Moskau, werde von anderen Kriegsschiffen begleitet.
Die Türkei setzt abseits von Aleppo ihren Vormarsch in Syrien fort, diesmal mit ihr ergebenen und von ihr ausgerüsteten Rebellen. Diese eroberten am Sonntag die Stadt Dabik nahe der türkischen Grenze von Milizen des Islamischen Staats. Dabik wird im Koran als Ort erwähnt, wo dereinst eine Entscheidungsschlacht zwischen gläubigen Muslimen und ihren Gegnern stattfinden werde. Genau um dieser Symbolik Willen war Dabik Objekt der Begierde von Staatschef Recep Tayyip Erdogan geworden.
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