»Mädchen mit grünen Augen« abgeschoben

Pakistan schickte die durch ein Pressefoto weltweit bekannt gewordene Afghanin in das Nachbarland

  • Lesedauer: 2 Min.

Peshawar. Pakistans Behörden haben die durch ein Pressefoto als »Mädchen mit den grünen Augen« weltberühmt gewordene Afghanin Sharbat Gula in ihre Heimat abgeschoben. Die 45-Jährige sei nach kurzer Inhaftierung wegen falscher Ausweispapiere in der Nacht zum Mittwoch zurück in ihre afghanische Heimat gebracht worden, sagte ein Beamter in der Grenzstadt Torkham. Gula sei von ihren vier Kindern begleitet worden.

Gula wurde aus dem Krankenhaus in Peshawar entlassen, wo sie wegen Hepatitis C behandelt worden war, und an die Grenze gebracht. Um 2.30 Uhr (Ortszeit) habe sie die Grenze nach Afghanistan gemeinsam mit ihren Kindern überquert, sagte der Verwaltungsbeamte Asmatullah Wazir in Torkham. Ein zweiter Beamter bestätigte die Abschiebung. Gula sei von Mitarbeitern der afghanischen Botschaft begleitet worden. Die pakistanischen Behörden hatten sie im vergangenen Monat beschuldigt, unter einem falschen Namen illegal pakistanische Ausweispapiere erworben zu haben.

Gula hatte vergangene Woche gesagt, die bevorstehende Abschiebung breche ihr das Herz. »Afghanistan war nur mein Geburtsland, aber Pakistan ist meine Heimat«, sagte sie. »Ich will in Pakistan leben und sterben.« Die Abschiebung sei für sie »die schlimmste Sache«. Nach eigenen Angaben kam sie als Kind Anfang der 80er Jahre nach Pakistan. Als »Mädchen mit den grünen Augen« war Gula vor drei Jahrzehnten durch ein Titelbild des Magazins »National Geographic« bekannt geworden. Das damals zwölfjährige Mädchen war 1984 während der sowjetischen Besetzung Afghanistans von dem Fotografen Steve McCurry in einem Flüchtlingslager in Pakistan fotografiert worden. Das Bild stand für die Not afghanischer Flüchtlinge, die in Pakistan eine freundliche Aufnahme fanden.

Insgesamt sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks 1,4 Millionen afghanische Flüchtlinge in Pakistan registriert. Hinzu kommen schätzungsweise eine Million nicht registrierter Flüchtlinge. Islamabad versucht seit Jahren, den Druck auf die Flüchtlinge zu erhöhen, in ihre Heimat zurückzukehren.

In diesem Jahr sind offiziell mehr als 350 000 Afghanen in ihre Heimat zurückgekehrt, bis zum Jahresende dürften nach Schätzungen der UNO 450 000 weitere Flüchtlinge heimkehren. AFP/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal