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Armutsrisiko ist in Sachsen extra hoch

Gefährdungsquote bei 18- bis 25-Jährigen steigt auf fast 40 Prozent / Auch immer mehr Rentner betroffen

  • Lesedauer: 2 Min.

Dresden. Bei jungen Menschen und Rentnern in Sachsen ist das Armutsrisiko besonders hoch. In der Altersgruppe der 18- bis 25-Jährigen lag die sogenannte Armutsgefährdungsquote im Jahr 2015 schon bei 39,8 Prozent, teilte die Zwickauer LINKEN-Politikerin Sabine Zimmermann mit. Zehn Jahre zuvor waren es noch 30,2 Prozent. Bundesweit beträgt der Wert 25,5 Prozent. Bei Menschen ab 65 stieg die Quote von 7,2 Prozent (2005) auf 12,2 Prozent im Vorjahr.

Von Armut bedroht ist derjenige, der weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens im Bundesdurchschnitt zur Verfügung hat. Für einen Singlehaushalt waren das 2015 genau 942 Euro; für eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren 1978 Euro im Monat. Die Armutsgefährdungsquote beschreibt den Anteil Betroffener, die unterhalb dieser Einkommen liegen.

Bei Erwerbslosen fallen im Freistaat 71,2 Prozent in diese Kategorie (bundesweit: 59 Prozent). Vor zehn Jahren hatte dieser Anteil in Sachsen noch bei 57,1 Prozent gelegen. Zimmermann wirbt deshalb dafür, gerade für Langzeitarbeitslose Perspektiven zu schaffen - über öffentlich geförderte Beschäftigung. Zudem verlangt Linkspartei eine Erhöhung des Mindestlohnes auf 12 Euro pro Stunde.

Den Ruhestand und das Alter ohne Existenzängste genießen zu können, müsse für Senioren eine Selbstverständlichkeit sein, auch in Sachsen, betonte Zimmermann. Um das zu erreichen, müsse unter anderem das Rentenniveau wieder auf mindestens 53 Prozent angehoben werden. Derzeit liegt es bei rund 48 Prozent. Das Niveau beschreibt das Verhältnis der Renten zu den Löhnen. Und auch die Rente erst mit 67 Jahren gehört für die LINKE abgeschafft. Sie plädieren für eine »Solidarischen Mindestrente« von 1050 Euro netto pro Monat.

Laut Statistik gehört Sachsen zu den Bundesländern mit einem erhöhten Armutsrisiko. Etwa jeder fünfte Einwohner (18,6 Prozent) ist betroffen. Für Zimmermann spiegelt sich darin das niedrige Wohlstandsniveau im Freistaat wider. Es sei völlig kontraproduktiv gewesen, dass Sachsen viele Jahre mit niedrigen Löhnen geworben habe, sagte die Politikerin. Die Landesregierung müsse diese Entwicklung korrigieren und sich für eine gute und existenzsichernde Arbeit in Sachsen einsetzen - auch um der Altersarmut entgegen zu wirken.»

Zimmermann wertete für ihre Analyse die Sozialberichterstattung des Bundes und der Länder für das Jahr 2015 aus. Die Armutsgefährdungsquote in Deutschland lag bei 15,7 Prozent. Bremen schneidet am schlechtesten ab. Dort war fast jeder Vierte (24,8) von Armut bedroht. Es folgen Berlin (22,4), Mecklenburg-Vorpommern (21,7), Sachsen-Anhalt (20,1) und Thüringen (18,). Sachsen rangiert auf dem sechsten Platz. dpa/nd

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