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66 Beispiele für Wortmigranten mehrerer Generationen

Christian Stappenbeck und Frank-Rainer Schurich unternahmen Expeditionen in die deutsche Sprachlandschaft

  • Uli Jeschke
  • Lesedauer: 3 Min.

Was haben wohl ein schaumiges Getränk und ein Mönchsorden gemeinsam oder was verbindet Josef Stalin mit Burschenschaften? Diese Fragen und viele weitere - etwa ob social media tatsächlich sozial sind - werden in dem hier anzuzeigenden und wärmstens empfohlenen Buch »Kuriose Funde einer Wortschatzsuche« geklärt.


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* Christian Stappenbeck/ Frank-Rainer Schurich: Expeditionen in die deutsche Sprachlandschaft. Kuriose Funde einer Wortschatzsuche. Verlag Dr. Köster. 248 S., br., 12,90 €.


Die beiden Autoren, der Kriminalist Frank-Rainer Schurich und der Kirchenhistoriker Christian Stappenbeck, die dem aufmerksamen Leser als gelegentliche Autoren dieser Zeitung bekannt sein dürften, taten sich zusammen, um Worte unserer Alltagssprache wie auch der großen und kleinen Politik an der Wurzel zu packen. Obwohl von sehr unterschiedlicher Profession, eint die Autoren ein liebevoll-neugieriges Verhältnis zum Kulturgut Sprache, der Spaß am Fabulieren und die Entdeckerfreude während ihrer Expeditionen in die Sprachwelt. Sie wollten wissen, was bestimmte Wörter ursprünglich meinten, wie sich deren Bedeutung eventuell gewandelt hat und wie sie in die verschiedenen Sprachen Eingang fanden. Wer nun glaubt, es handele sich hier um ein nüchternes etymologisches Wörterbuch, wird überrascht sein. Die Autoren beherrschen einen flüssigen, unterhaltsamen und amüsanten Erzählstil. Und verleugnen ihren linken Standpunkt nie.

66 Wörter haben sie zur Grundlage ihrer Schatzsuche genommen. »Börse« ist Ausgangspunkt für die Erwähnung Stalins. Geht man dem »Lebenslauf« dieses Wortes nach, kommt man zur mittelalterlichen Bursa, womit erst der Geldbeutel und später nach französischem Vorbild eine Wohngemeinschaft bezeichnet wurde, die sich aus einer Gemeinschaftskasse (einem Geldbeutel) nährte. Dem Wortstamm entsprangen die Handwerksburschen und die (schlagenden) Vereinigungen der Studenten. Wer hätte gedacht, wie flugs aus Bursanten, Bewohner eines Hauses, Burschenschafter wurden? Im Russischen gibt es bis heute noch das Wort »bursa«, das das Internat von Priesterseminaristen bezeichnet. In einem solchen in Tiblissi wurde der 16-jährige Josef Dschugaschwili, der sich später Stalin nannte, geschult. Stappenbeck/Schurich klären des Weiteren auf, warum es Oligarchen nur in »Schurkenstaaten« gibt und die hiesigen Geldsäcke nicht so bezeichnet werden, gleichwohl sie es verdienten. Das Kapitel »Sex« erhielt von den humorigen Autoren die Unterzeile: »Geh, schlecht und Verkehr«.

Die Herkunft vieler Worte stammt aus mittlerweile toten Sprachen wie Latein oder Altgriechisch, aber auch aus dem Alt- und Mittelhochdeutschen oder aus dem Hebräischen und Arabischen. Die deutsche Sprache kennt viele Lehnwörter aus dem Französischen, Englischen, Polnischen und Russischen. Und man staunt, wie viele ober- und niedersorbische Begriffe in unsere Alltagssprache einflossen. Es gibt eben wie im richtigen Leben auch Wortmigranten mehrerer Generationen, die jedoch als solche gar nicht mehr erkannt werden.

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