Seenotretter hatten 2016 mehr Einsätze

677 Menschen aus akuter Gefahrenlage befreit

  • Janet Binder
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Seenotretter haben 2016 in Nord- und Ostsee mehr Menschen in gefährlichen Situationen helfen müssen als im Jahr zuvor. 677 Menschen (2015: 538) wurden aus akuter Seenot gerettet oder aus einer drohenden Gefahr befreit, wie die neue Botschafterin der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, die Fernsehmoderatorin Heike Götz, in Cuxhaven sagte. »56 von ihnen wären nicht mehr unter uns, wenn sie nicht gerettet worden wären«, sagte Götz.

Insgesamt fuhren die Helfer zu mehr als 2000 Einsätzen raus. Damit sei das Niveau in den vergangenen Jahren gleich hoch geblieben, sagte DGzRS-Sprecher Christian Stipeldey. Etwa die Hälfte der Einsätze galt Wassersportlern. Leichtsinniger als früher seien die Freizeitsportler aber nicht. »Die ›Luftmatratzenkapitäne‹ waren in den 1980er Jahren ein großes Problem«, betonte Stipeldey.

Gerettet wurde auch ein Kitesurfer, der im Oktober in der Nordsee in Not geraten war. Bei ablandigem Wind und ablaufendem Wasser war der Urlauber aus Stuttgart immer weiter auf See getrieben worden. Aus eigener Kraft hatte er das Festland nicht wieder erreichen können.

Für Trendsportler wie ihn bringen die Seenotretter demnächst die Sicherheits-App »Safe-Trx« auf den deutschen Markt. Sie zeichnet über das Smartphone die Route etwa von Kitern, Kajakfahrern oder Wattwanderern auf. »Ein Kiter hat kein Funkgerät, aber vielleicht ein wasserdichtes Handy«, sagte Stipeldey. Im Notfall hat die Seenotleitung Bremen Zugriff auf den aktuellen Ort des Mobiltelefons. »Das kann helfen, die Suche nach einem Vermissten zu verkürzen«, sagte Stipeldey. Die App wurde von der irischen Küstenwache entwickelt, niederländische Seenotretter setzen sie bereits seit zwei Jahren ein.

Die neue DGzRS-Botschafterin Götz ist privat keine Wassersportlerin. Für ihre NDR-Sendung »Landpartie« sei sie aber schon gesegelt, gepaddelt und auf Containerschiffen mitgefahren, sagt sie. Fürs Fernsehen sei sie für eine Seenotrettungsübung auf einer Sandbank ausgesetzt worden. »Obwohl ich wusste, dass es eine Übung ist, war es ein komisches Gefühl, dort allein zu stehen«, sagte Götz. Als sie das DGzRS-Boot kommen sah, sei das beruhigend gewesen. »Wie muss das erst sein, wenn man wirklich in Not ist«, sagte die 47-Jährige.

Ähnlich ist es wohl einem Nebenerwerbsfischer gegangen, der im Dezember nach dem Ausfall von Maschine und Bordelektronik stundenlang in der Ostsee vor Rerik getrieben war. In der Dunkelheit hatte der Mann versucht, sich durch Signale mit einer Taschenlampe bemerkbar zu machen.

Ungewöhnlich viele Neubauten stellt die DGzRS in nächster Zeit in den Dienst. Allein in diesem Jahr sind es zwei große Kreuzer und vier kleinere Boote. Zweckgebundene Erbschaften versetzten die DGzRS in die Lage, frühzeitig veraltete Schiffe zu ersetzen. »Viele werden die Namen ihrer Spender tragen«, sagte Stipeldey. Die Spender kämen oftmals nicht von der Küste, sondern aus dem Binnenland und hätten nichts mit Seefahrt zu tun. Die DGzRS finanziert sich ausschließlich durch Spenden. dpa/nd

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