Ersatzbusse bleiben treue Begleiter

2017 verbaut die Bahn 500 Millionen Euro in der Region - Fahrgäste müssen sich auf Einschränkungen einstellen

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

»Erstverschlimmerung« nennen Homöopathen den Zustand, wenn das Medikament beginnt zu wirken. Demnach müssten sich Fahrgäste nach Bernau, Eberswalde oder Stralsund auf eine baldige Gesundung ihres Fahrwegs einstellen können. Denn seit diesem Montag geht auf der direkten Strecke über Gesundbrunnen und Pankow nichts mehr. Zwischen Blankenburg und Karow wird auf drei Kilometern ein zweites Gleis gebaut, damit sollen künftig die Verspätungen auf der Strecke reduziert werden. Bis 1. April verlängert sich die Fahrzeit im RE 3 auf der Strecke um rund 25 Minuten, Intercityzüge können bis zu eine Stunde länger brauchen. Halte in Bernau und Berlin-Gesundbrunnen entfallen.

Auf der sogenannten Stettiner Bahn werden zwischen Buch und Bernau zudem 13 neue Brücken gebaut. Und bereits ab Pankow werden Richtung Norden Lärmschutzwände eingezogen. »Integrierte Bündelung« nennt sich das im Bahnsprech, erläutert Renado Kropp, bei Deutsche Bahn (DB) Netz zuständig für Vertrieb und Fahrplan in der Region. Mehrere anstehende Maßnahmen werden also gleichzeitig erledigt, um dieselbe Strecke nicht immer wieder zu sperren. Für die DB ist das eine Innovation.

200 Millionen Euro werden bis 2020 in diesen Streckenabschnitt investiert. Das werden von Oktober bis Dezember auch Nutzer von S 2 und S 8 zu spüren bekommen, weil auch S-Bahn-Brücken erneuert werden. Zwischen Pankow, Karow und Mühlenbeck-Mönchmühle werden wochenlang Ersatzbusse fahren. »Lieber einmal sechs Wochen, als über sechs oder sieben Jahre immer mal wieder sperren«, sagt Olaf Schroeder, bei DB Netz für die S-Bahn zuständig. Keine andere Wahl ließen dem Unternehmen der schlechte Baugrund, »da steht Wasser bis zur Grasnarbe«, sowie zu wenig Platz neben der Strecke, um die neuen Brücken fertigzubauen und sie dann einzuschieben.

Wie im Vorjahr verbaut DB Netz 2017 insgesamt rund 500 Millionen Euro in Berlin und Brandenburg. Unter anderem fahren von 22. Mai bis 26. Juni auf der S 5 keine Züge zwischen Hoppegarten und Strausberg, damit S-Bahn und Regionalbahn künftig jeweils eigene Gleise haben. Auch auf der RB 26 nach Küstrin müssen Fahrgäste bis Dezember immer wieder abschnittsweise mit Ersatzbussen vorlieb nehmen. Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember wird die RB 26 am neuen Bahnhof Mahlsdorf halten.

Einige Baustellen werden dieses Jahr aber auch abgeschlossen. Nach einigen Vollsperrungen östlich des Ostkreuzes fährt die S 3 nach vielen Jahren ab 22. August wieder nach Spandau. Zumindest jeder zweite Zug. Auch der Einbau neuer Signaltechnik auf der Stadtbahn östlich der Friedrichstraße soll bis zum Sommer abgeschlossen sein. Sonntags bis donnerstags ab 22 Uhr fahren dort keine Züge. Ab 12. Februar bis 2. März sowie vom 19. März bis 6. April ist jedoch auch die U 5 zwischen Strausberger Platz und Alexanderplatz jeweils ab 22 Uhr gesperrt, um neue Signaltechnik einzubauen. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und die S-Bahn richten eine gemeinsame Ersatzbuslinie ein. Sie fährt als Ring vom Alexanderplatz über die Jannowitzbrücke zum Ostbahnhof und von dort über den Strausberger Platz die und Schillingstraße zurück zum Alex.

Im Oktober fahren auf der nördlichen Ringbahn zwischen Gesundbrunnen und Westend keine Züge. Hier werden Gleise getauscht und der Anschluss der neuen S-Bahnstrecke zum Hauptbahnhof vorbereitet.

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