Einmal um den Mond, bitte

SpaceX plant für 2018 Umrundung des Planeten mit Weltraumtouristen

  • John Dyer, Boston
  • Lesedauer: 3 Min.

SpaceX soll nach dem Willen seines Chefs und Gründers Elon Musk bis 2025 zum Mars fliegen. 2018 schon würden zwei private, zahlende Raumtouristen mit seiner Firma um den Mond fliegen, gab Musk am Montag in einer Telefonkonferenz mit den Medien bekannt. Das werde eine »sehr aufregende Mission«, sagte Musk, der das private Raumfahrtunternehmen SpaceX 2002 ins Leben gerufen hat, als die NASA wegen knappen Geldern Aufträge wie Transportflüge zur Raumstation ISS an Privatfirmen auslagerte. Einem breiteren Publikum ist Musk bekannt als Chef des Elektroautoherstellers Tesla.

Mit seinem Projekt setzt sich Musk an die Spitze der privaten Unternehmer, die in die Raumfahrt investieren. Der Gründer der Fluglinie Virgin Atlantic, Richard Branson, will Rundflüge um die Erde an der Grenze zum Weltraum für 250 000 Dollar anbieten. Musk sagte nicht, wieviel die beiden Privatastronauten bezahlen werden. Bekannt ist nur, dass der Start einer Raumrakete rund 90 Millionen Dollar kostet. Auch nannte er die Namen der Fluggäste nicht. Beide müssten sich einer Ausbildung unterziehen, brauchten aber ansonsten keine Erfahrung, da sie an Bord eines autonomen Raumfahrzeugs sein würden. Die Reise soll 640 000 Kilometer lang sein. Der Mond ist 386 000 Kilometer von der Erde entfernt. Musk verglich beide mit den Apollo-Astronauten vergangener Jahre. Die Namen sollen erst bekannt gemacht werden, wenn ihre Weltraumtauglichkeit feststeht.

Geplante Mondmissionen

Die US-Raumfahrtbehörde NASA will möglichst bald Menschen in Richtung Mond schießen. Experten prüfen gerade, ob bereits Mitte 2019 zwei Astronauten an Bord einer Orion-Kapsel in eine Mondumlaufbahn geschickt werden können.

Für die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos ist die Erforschung des Mondes eine der Prioritäten. Bis 2030 will Moskau an die Erfolge des US-Apollo-Programms anknüpfen und einen Kosmonauten zum Erdtrabanten schicken. Zuvor sollen mehrere Sonden den Mond erkunden.

China will im November seine zweite Mondsonde auf den Erdtrabanten schicken. Die Mission der Raumsonde »Chang’e-5« sieht vor, ein Landefahrzeug auf dem Mond abzusetzen, Proben zu sammeln und diese erstmals in der Geschichte der chinesischen Raumfahrt auf die Erde zu bringen.

Indien wird so schnell keine Menschen auf den Mond schicken. Trotzdem hat die Weltraumagentur ISRO große Pläne. Bereits 2008 landete eine indische Sonde auf dem Mond, im kommenden Jahr soll erstmals ein Roboterfahrzeug folgen.

Der Chef der Europäischen Weltraumbehörde ESA, Jan Wörner, machte mit der Idee eines »Moon Village« Wirbel: Er wirbt dafür, langfristig als Nachfolger der Raumstation ISS eine permanente Basis auf dem Erdtrabanten zu schaffen: Einen Zeitplan gibt es nicht. dpa/nd

Der Start der Dragon 2-Kapsel auf einer Falcon Heavy-Rakete soll von Cape Canaveral aus erfolgen. Die Kapsel, die ebenso wie die Rakete im Weltall getestet werden muss, wird nicht auf dem Mond landen, aber dicht an der Oberfläche vorbeifliegen. »Sie wird die Oberfläche des Mondes überfliegen«, sagte Musk. »Diese Mission wird den Menschen eine Gelegenheit bieten, zum ersten Mal seit 45 Jahren in den tiefen Weltraum zurückzukehren. Und sie werden schneller und weiter in das Sonnensystem fliegen als jemals jemand vor ihnen.«

Es gibt auch Hürden. Die US-Luftaufsicht FAA muss den Flug genehmigen. Und das Kommunikationssystem der Dragon 2-Kapsel muss verbessert werden, da es noch nicht in der Tiefe des Weltalls getestet wurde.

Mary Lynne Dittmar, Direktorin der privatwirtschaftlichen Coalition for Deep Space Exploration, zeigte sich besorgt über die Ankündigung von Musk noch vor einer genauen Vorbereitung. »Es scheint mir riskant. Ich finde es ungewöhnlich, dass solche Ankündigungen gemacht werden, obwohl SpaceX noch nicht einmal Menschen von der Erde in eine niedrige Erdumlaufbahn gebracht hat.« Musk gab zu, dass der geplante Flug riskant sei. »Aber sie gehen das mit offenen Augen an und wissen, dass es ein Risiko gibt«, sagte er. Andere Experten trauen SpaceX zu, den Flug zu machen. Aber sie warnten, dass ein bemannter Raumflug in das tiefe Weltall extrem komplizierter sei als das, was SpaceX bisher geleistet habe.

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