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Schule in NRW verbietet »provozierendes Beten«

LehrerInnen an Wuppertaler Gymnasium sollen Namen von betenden SchülerInnen feststellen und der Schulleitung melden

  • Lesedauer: 2 Min.

Ein Schreiben an einem Gymnasium in Nordrhein-Westfalen, das mittlerweile auch die Bezirksregierung beschäftigt, sorgt derzeit für mächtig Wirbel. Konkret geht es in dem internen Schreiben des Wuppertaler Ganztagsgymnasiums Johannes Rau darum, dass Lehrer aufgefordert werden, betende SchülerInnen daraufhin zu weisen, dass dies nicht gestattet sei, sowie deren Namen festzustellen und sie der Schulleitung zu melden.

Weiter heißt es: »In den vergangenen Wochen wurde zunehmend beobachtet, dass muslimische Schülerinnen und Schüler im Schulgebäude für andere deutlich sichtbar beten, signalisiert durch rituelle Waschungen in den Toiletten, das Ausrollen von Gebetsteppichen, das Einnehmen von entsprechenden Körperhaltungen. Dies ist nicht gestattet.«

Die Schule will sich dazu offenbar nicht äußern, stattdessen bestätigte die zuständige Bezirksregierung Düsseldorf gegenüber »derwesten«, dass das Schreiben echt sei und vom 16. Februar stamme. Offenbar hätten sich andere SchülerInnen durch die Handlungen bedrängt gefühlt, sodass die Schulleitung diese Maßnahmen ergriffen habe. Das Verbot des Betens auf »provozierende Art in der Schulöffentlichkeit« solle das friedliche Miteinander fördern und den Schulfrieden sichern, heißt es in einer Stellungnahme der Bezirksregierung.

Trotzdem stellte auch die Bezirksregierung fest, dass die Wortwahl in dem Schreiben durchaus »unglücklich« gewählt war. Grundsätzlich sei das Beten unbedenklich möglich, wenn es den Schulbetrieb nicht beeinträchtige, heißt es. Das Gymnasium sei mit seinem großen Engagement für die Integration von SchülerInnen anderer Religionen oder Herkunftsländer bekannt.

Beifall für diese Aktion kommt unterdessen vom rechten Rand: Die AfD bejubelte in einem Facebook-Eintrag die, ihrer Meinung nach, »sinnvolle Initiative« der Schulleitung und hetzt an anderer Stelle gegen die betreffenden SchülerInnen: »diese offen demonstrierte Integrationsunwilligeit« (sic!) sei »ein weiterer Beweis für eine krachend gescheiterte Migrationspolitik der Altparteien«. fbr

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