Mangel an Beweisen
Klaus Joachim Herrmann über die angebliche Abhöraktion gegen Trump
Jetzt lässt Obama an Trump zurücktwittern, und Anhänger beider Seiten holen sich auf der Straße blutige Nasen im Faustkampf. Die US-Wahl ist vorbei, der Wahlkampf geht weiter. Mit all seinen Gemeinheiten, Unterstellungen, Behauptungen und allzeit einem eklatanten Mangel an Beweisen. Denn ebenso wenig belegt wie das Ohr des scheidenden Präsidenten am Telefon seines Nachfolgekandidaten bleibt bislang der lange Arm Moskaus in der Wahlurne. Wem freilich die Unterstellung Wirklichkeit ist, dem genügt der Verdacht als Beweis.
Das wird nicht reichen. Wer brachte nun die krummen Touren der Demokraten gegen den linken Mitbewerber Sanders ans Licht? Aus welchen Quellen sickerten Details der Kontakte des russischen Botschafters mit Trumps Leuten? Die Frage nach dem Nutzen könnte aufklären helfen: Die Russen (und andere) wollten Hillary Clinton nicht, diese (und andere) nicht Sanders. Obama (und andere) wollten Trump nicht und keine Normalisierung mit Russland.
Antworten können zwar Motive offenbaren, die aber sind keine Beweise. Sicher ist nur die höchst unappetitliche Demontage des höchsten Amtes der Vereinigten Staaten. Das Staatswesen der - atomaren! - Supermacht wird erschüttert, dass einem angst und bange werden kann. Aus dem Twitterkrieg könnte noch ganz anderes Unheil erwachsen als blutige Nasen.
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