Transparenz? Nur im Notfall!
Silvia Ottow über fehlende Medikamente in Krankenhäusern
Während alle Welt über Digitalisierung spricht, funktionieren zwischen Pharmafirmen, Klinikapotheken und Bundesbehörden offenbar nicht einmal mehr die Telefone. Wie sonst sollte man erklären, dass 30 eigentlich unverzichtbare Arzneimittel - darunter Antibiotika, Krebsmedikamente, Anästhetika - nicht an Krankenhäuser ausgeliefert werden können, aber niemand davon erfährt? Ist es nicht wichtig, dass lebenswichtige Behandlungen verschoben werden müssen? Geht es niemanden etwas an, wenn dass passende Antibiotikum für den Patienten nicht aufzutreiben ist?
Dass es Medikamentenhersteller nicht so mit der Transparenz haben, wissen wir seit langem. Sie halten unbequeme Informationen über ihre Produkte zurück und lassen die Preisbildung im Dunkeln. Solange ihre Meldung von Lieferengpässen freiwillig bleibt, wird das Bundesinstitut für Arzneimittel nur im Notfall davon erfahren und folglich auch nicht reagieren können. Man mag sich überhaupt nicht vorstellen, welche Auswirkungen dieses fahrlässige Handeln vielleicht schon gehabt hat.
Am einfachsten wäre es, die Informationspflicht gesetzlich zu verankern. Doch dazu müsste man den Pharmafreunden im Gesundheitsministerium Telefone abschalten und Rechner wegnehmen. Wer soll das machen? Und wo sollen die Hundertschaften dann ihre Brötchen verdienen?
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