Im Baugewerbe haben die Frauen aufgeholt
In Thüringen verdienen die Männer meist noch mehr
Erfurt. Politischen Bemühungen zum Trotz verdienen Frauen in Thüringen im Durchschnitt noch immer weniger Geld als Männer. In einigen Branchen ist das Lohngefälle zwischen den Geschlechtern zuletzt sogar wieder größer geworden, wie aus Daten des Thüringer Landesamtes für Statistik hervorgeht. Im Gastgewerbe beispielsweise verdiente eine Frau im dritten Quartal 2016 nur etwa 77 Prozent dessen, was ein Mann in dieser Branche als Bruttomonatslohn erhielt. Im Vergleichszeitraum 2013 hatte eine Frau noch etwa 80 Prozent, im Vergleichsquartal 2010 sogar mehr als 83 Prozent des Einkommens ihres männlichen Durchschnittskollegen.
Der sogenannte Equal Pay Day soll am Samstag bundesweit auf die noch immer vorhandenen Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern aufmerksam machen.
Nach Angaben der Landesarbeitsagentur liegt ein Grund für die anhaltend unterschiedlichen Durchschnittsgehälter von Männern und Frauen darin, dass Frauen häufiger als Männer in Teilzeit arbeiten. »Zudem ist davon auszugehen, dass Frauen weniger in Führungspositionen vertreten sind«, sagte ein Sprecher. Führungspositionen sind in der Regel besser bezahlt, was die Durchschnittseinkommen ansteigen lässt.
Auch in der Energiewirtschaft Thüringens hat sich der Lohnabstand zwischen Männern und Frauen zuletzt wieder vergrößert - wenn auch nicht so stark wie im Gastgewerbe. Den Zahlen der Statistiker nach verdiente eine Durchschnittsfrau in dieser Branche im dritten Quartal 2016 etwa 81 Prozent dessen, was ihr männlicher Kollege im Durchschnitt brutto pro Monat erhielt. Im dritten Quartal 2013 waren es etwa 82 Prozent, im dritten Quartal 2010 fast 83 Prozent.
In einigen Wirtschaftszweigen Thüringens hat sich bei der Einkommensdifferenz in den vergangenen Jahren wenig bewegt. In einzelnen Teilbereichen des Arbeitsmarktes liegt die Bezahlung von Männern und Frauen auch sehr nah beieinander. Das gilt etwa für die öffentliche Verwaltung. Dort verdienten Frauen im jeweils dritten Quartal 2010, 2013 und 2016 bereits etwa 92 Prozent dessen, was Männer erhielten.
Weil die Einkommensunterschiede vor allem mit den häufigen Teilzeitjobs von Frauen zusammenhingen, verläuft die Angleichung nach Angaben der Landesarbeitsagentur dort schneller, wo Männer und Frauen häufig in sozialversicherungspflichtiger Vollzeit arbeiten. In diesen Fällen seien die Bruttomonatsgehälter von Frauen in den vergangenen Jahren sogar deutlicher gestiegen als die von Männern.
Eine Branche, in der die Frauen mit ihrem Einkommen zumindest deutlich zu den Männern aufgeholt haben, ist nach den Zahlen des Landesamtes für Statistik das Baugewerbe. Verdienten Frauen im Durchschnitt dort im dritten Quartal 2010 nur etwa 70 Prozent dessen, was ein Mann im Durchschnitt monatlich brutto erhielt, so stieg der Vergleichswert im dritten Quartal 2013 auf 78 Prozent und im dritten Quartal 2016 immerhin auf 83 Prozent. dpa/nd
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.