Die Alternative für Petry

Robert D. Meyer erklärt, warum die Rechtsaußenpartei trotz der Schwächung ihrer Vorsitzenden weiterhin gefährlich bleibt

  • Lesedauer: 2 Min.

Wie sich Machtverhältnisse doch innerhalb kurzer Zeit verändern können: Noch vor zwei Jahren feierte die AfD-Basis ihre damals neue Vorsitzende Frauke Petry als starke Kraft, die taktisch gerissen ihren Vorgänger Bernd Lucke entmachtete. In Köln musste die Parteichefin nun erleben, was es heißt, wenn nicht sie die Strippenzieherin eines Intrigantenstadls ist. Diese Rolle hat nun Parteivize Alexander Gauland übernommen. Er ist die graue Eminenz der Rechtsaußenpartei, ihr Chefstratege und bildet nun mit Alice Weidel das Spitzenteam zur Bundestagswahl.

Taktisch war die Entscheidung klug, bedienen beide doch unterschiedliche Wählergruppen. Weidel als Ökonomin soll die AfD als Anti-Euro-Partei in Erinnerung rufen, Gauland wird dagegen die nationalistische Erzählung von einem Europa der Völker fortsetzen. Festzuhalten bleibt: Die Machtverhältnisse in der AfD haben sich verschoben, programmatisch ändert sich nichts. Ideologische Ursachen hatten die Kämpfe in der Partei nie, es ging allein um Macht und Strategie.

Falsch ist deshalb auch die Erzählung, Petrys gescheiterter »Zukunftsantrag« hätte die Partei zähmen sollen. Der Vorstoß war reines Machtkalkül, weil selbst Gauland sagt, irgendwann wolle die AfD auch regieren. Nur brauche es dafür keinen konkreten Jahresplan, weil die Partei ihren Erfolg vor allem aus der verkürzten Parole gegen »die da oben« zieht.

Petrys Vorstoß wirkt rückblickend stümperhaft. Ohne auch nur einen gewichtigen Unterstützer an ihrer Seite zu wissen, glich der Versuch, einen ganzen Parteitag für einen durchschaubaren Machtkampf gewinnen zu wollen, einem Himmelfahrtskommando. Dass sie kurz vor dem Treffen auch noch erklärte, nicht als Spitzenkandidatin zur Verfügung zu stehen, war insofern auch Ausdruck dessen, dass ihr Einfluss innerhalb der AfD schwindet und sie sich dieses Machtverlusts auch bewusst ist.

Die Parteichefin hat sich selbst eine schwere Niederlage beigebracht und muss sich deshalb nicht wundern, wenn nun Gerüchte die Runde machen, sie könnte sich demnächst nicht nur vom Vorsitz sondern auch gleich aus der AfD zurückziehen. Solch einen Exit hatte sie selbst erst vor wenigen Wochen gegenüber dem Tagesspiegel angedeutet, damals musste man die Äußerung allerdings auch noch als Druckmittel und Versuch verstehen, die Partei auf ihren Kurs zu zwingen. Dieser Versuch ist krachend gescheitert. Egal ob in Zukunft mit oder ohne Petry – die AfD bleibt eine völkisch-nationalistische Rechtsaußenpartei.

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