Vertrauliche Geburten kaum angenommen

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Seit drei Jahren ist es ein Angebot für Frauen in Notlagen: Sogenannte vertrauliche Geburten sind in Berlin bislang neun Mal von Schwangeren genutzt worden. Zwei Fälle gab es im vergangenen Jahr, wie aus Daten der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie hervorgeht. Als Alternative zu Babyklappen war das entsprechende Gesetz am 1. Mai 2014 verabschiedet worden.

Bei vertraulichen Geburten können Frauen anonym entbinden, danach ruht ihre elterliche Sorge. Das Kind bekommt einen Vormund und wird in der Regel nach einem Jahr in einer Pflegefamilie zur Adoption freigegeben. Im Alter von 16 Jahren kann es auf Wunsch die Identität der leiblichen Mutter erfahren. Diese kann aber auch dauerhaft anonym bleiben, wenn ihr Leben oder ihre persönliche Freiheit bedroht ist. Das Angebot soll Mutter und Kind gleichermaßen schützen: Frauen, die ihre Schwangerschaft geheimhalten wollen, müssen ihre Daten nicht preisgeben. Hinter solchen Angeboten steht auch die Hoffnung, dass Frauen in Krisen ihre Neugeborenen nicht aussetzen oder gar töten.

Die Leitende Oberärztin in der Geburtsmedizin am Vivantes-Klinikum in Neukölln, Babett Ramsauer, wertet die Fallzahlen als gering. Beratungswünsche direkt in der Klinik gebe es gar nicht, sagte sie. Bei der vertraulichen Geburt sieht sie die Problematik, dass bei dem relativ jungen Modell noch nicht klar sei, wie gut die Identität der Frauen am Ende wirklich geschützt ist. Womöglich ist das ein Grund, aus dem in Berlin die Nutzung von Babyklappen immer noch überwiegt. dpa/nd

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