Keine Baugenehmigung für Google Campus

Friedrichshain-Kreuzberg verweigert Zustimmung

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

Gegen Jahresende sollte der Google Campus im ehemaligen Umspannwerk an der Ohlauer Straße in Kreuzberg eröffnet werden. Es sollte der weltweit siebte Standort werden, an dem Google über die Unterstützung von Start-ups an neue Ideen kommen will. Das könnte sich zumindest verzögern.

»Der Bauantrag für den Umbau wurde in dieser Form abgelehnt«, sagt Julian Schwarze, Fraktionsvorsitzender der Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg, auf nd-Anfrage. Begründet wurde die Ablehnung unter anderem mit dem Immissionsschutz und der geplanten baulichen Dichte, so Schwarze. »Befürchtet wird vom Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg unter anderem eine zu große Lärmbelästigung der Nachbarschaft durch Veranstaltungen«, erläutert Schwarze. »Durch das geplante Einziehen einer zusätzlichen Etage in den historischen Bau wäre auch die für die Gegend festgelegte Geschossflächenzahl überschritten«, so der Bezirkspolitiker weiter. Unklar ist auch, ob das Landesdenkmalamt Einwände gegen die Umbaupläne des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes hat. Das Büro des Baustadtrats von Friedrichshain-Kreuzberg, Florian Schmidt (Grüne), erklärt, dass das Bauantragsverfahren nach wie vor nicht abgeschlossen ist.

»Ich kann diese Informationen nicht bestätigen«, erklärt Google-Sprecher Ralf Bremer auf nd-Anfrage. Der Umbau schreite, wie im November angekündigt, weiter voran. Man arbeite »eng mit den zuständigen Behörden zusammen, um die historischen Merkmale des Gebäudes nicht nur zu bewahren, sondern im Sinne des Projekts und der Umgebung hervorzuheben.«

Bei der Bekanntgabe der Google-Pläne im November 2016 war auch der Berliner Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) anwesend. »Heute ist ein guter Tag für Berlin«, sagte Müller damals. Dementsprechend reagiert sein Senatskanzleichef Björn Böhning (SPD) verschnupft auf die Probleme. »Der Bezirk muss jetzt mit dem Unternehmen reden«, twittert er. »Bildung und Arbeitsplätze müssen auch in Kreuzberg einen Platz haben«, so Böhning weiter.

»In ideologischer Manier wird eine zukunftsträchtige Initiative blockiert, anstatt Berlin Chancen einzuräumen, um mit anderen Metropolen konkurrieren zu können«, sagt Sebastian Czaja, FDP-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus. »Michael Müller muss das Verfahren an sich ziehen, gescheite Wirtschaftspolitik für Berlin gestalten und den Grünen das Handwerk legen«, fordert Czaja.

Die Nachbarschaft zeigt sich wenig begeistert über die Ansiedlungspläne von Google. »Das fängt jetzt vielleicht relativ klein an, aber das wird sicher wachsen«, sagt Coni Pfeiffer vom Kiezbündnis GloReiche. »Wir haben Angst, dass mit dem Wachstum hier Verhältnisse wie in San Francisco und dem Silicon Valley kommen, wo Normalverdiener sich keine Wohnung mehr leisten können«, befürchtet Pfeifer.

»Es wird also noch hipper für die mobile-verrückten und hemmungslos entsolidarisierten Disruptions-Jünger der New Economy, hier in Kreuzberg zu leben und zu arbeiten«, sagt Magnus Hengge von der Anwohnerintiative »Bizim Kiez«. »Der Internethändler Zalando, der sich an der Schlesischen Straße im Bezirk ansiedeln will, und Google werden alles übernehmen wollen: eigene Kindergärten und Schulen machen«, sagt er. »Wir wollen aber die Gestaltungsmacht über die Stadt nicht in die Hände von Strategen ohne lokale Verankerung geben und werden uns wehren.«

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