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Kondom am Brandenburger Tor: Berlin empfängt Pariser
Ein sechs Meter hohes Kondom und Spirale am Brandenburger Tor enthüllt
Eine sechs Meter hohe Spirale und ein ebenso großes Kondom wurden am Dienstag vor dem Brandenburger Tor enthüllt. Die Installation ist Teil der internationalen Kampagne »Freeda Europe Tour«. Sie soll sexuelle und reproduktive Rechte symbolisieren und wurde von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) initiiert.
In der Hauptstadt ist Verhütung wie in den meisten anderen Bundesländern nicht nur in erster Linie Frauensache, sondern auch eine Kosten- und damit verbundene Zeitfrage. Bis zum 21. Lebensjahr bezahlt die Krankenkasse für gewisse verschreibungspflichtige Verhütungsmittel. Frauen, die älter sind und eine Anmeldung in der Hauptstadt haben, können eine Kostenübernahme beantragen. Zumindest wenn sie Schülerinnen, Auszubildende, Studentinnen, arbeitslos oder Geringverdienerinnen sind. Dazu muss jedoch ein persönlicher Termin in einem der fünf Zentren für sexuelle Gesundheit vereinbart werden. Die Sprechzeiten sind begrenzt.
In Berlin verhüteten 2024 laut einer Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK) nur 17 Prozent der Mädchen und Frauen mit der Pille – so wenig wie in keinem anderen Bundesland. Die TK hat Daten ihrer Versicherten zwischen 13 und 21 Jahren ausgewertet. Insgesamt gehe der Trend weg von der Verhütung mit Pille.
Während die Hormon-Spirale laut Pearl-Index zu den sichersten Verhütungsmitteln gehört, ist das Kondom zwar weniger sicher, aber gehört international zu den beliebtesten Verhütungsmitteln. Nicht nur wegen der Verfügbarkeit, sondern weil es auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützt. Der Pearl-Index gibt an, wie viele Schwangerschaften bei 100 Frauen innerhalb eines Jahres trotz Verhütung auftreten. Laut des Amts für Statistik Berlin Brandenburg wurden im vergangenen Jahr 9690 Schwangerschaftsbrüche von Frauen mit Wohnsitz in Berlin gemeldet – das sind 3,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor.
Laut der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) haben 250 Millionen Frauen weltweit keinen Zugang zu Verhütungsmitteln. »Plötzlich und leise« finde nach der Berliner Autorin Masha Sedgwick ein massiver Angriff auf die Rechte zur sexuellen Selbstbestimmung statt, wie einer Mitteilung der DSW zu entnehmen ist. Demnach würden in Belgien Verhütungsmittel im Wert von 9,7 Millionen US-Dollar lagern. »Ursprünglich dafür bestimmt, von USAID in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen verteilt zu werden, sollen sie nun auf Anordnung der US-Regierung vernichtet werden«, teilt die DSW mit.
Auch im Haushalt der Bundesregierung wurden die Mittel für den Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) fast halbiert: von noch 42,5 Millionen im Jahr 2024 auf 28,4 Millionen für 2026. »Dabei konnten mit den deutschen Beiträgen allein im letzten Jahr über UNFPA 659 000 unbeabsichtigte Schwangerschaften verhindert und 525 600 Frauen und Jugendliche mit Sexualaufklärung und Gesundheitsdiensten erreicht werden.«
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