Die Familienfirma im Weißen Haus

»New York Times«: Kein Präsidentenclan betrieb den Nepotismus bisher so offen wie die Trumps

  • Reiner Oschmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Mag er in allem anderen jähe Wendungen lieben, in einem bleibt Donald Trump fest: Die erste und zweite Geige spielt er und nur er, doch dann kommt gleich die Familie. Offener als jeder Präsident vor ihm führt Trump das Weiße Haus als Familienfirma. Vetternwirtschaft ist für ihn kein Makel. Dass er wie auch Tochter Ivanka und Schwiegersohn Jared Kushner - die deutlichsten Beispiele der Verquickung von Staats- und Familiengeschäft - auf Gehälter verzichten, ist kein Widerspruch. Der Verzicht hier wird durch neue Renditeaussichten dort ausgeglichen. Seit vier Wochen leitet Kushner (36) ein neues Büro im Weißen Haus, das ihm Trump mit großen Befugnissen »potenziell zur Privatisierung mancher Regierungsaufgaben ausstattete«, wie die »Washington Post« schrieb. Das Office of American Innovation bildet ein eigenes Machtzentrum und ist dem Präsident unterstellt. Auch Lieblingstochter Ivanka (35) hat ein eigenes Büro und seit Kurzem einen Stabschef - einen Veteranen aus der Regierung George W. Bushs. Kushner holt sich Rat bei Henry Kissinger.

Ivanka wie Kushner sind ohne Regierungserfahrung und gelten als mäßigender Einfluss auf den Hitzkopf-Präsidenten. Beide haben das »walk-in-privilege« zum Oval Office, freien Zugang ins Allerheiligste, und können an Essen mit ausländischen Gästen teilnehmen. Allein daraus ergeben sich Folgegeschäfte: Am selben Tag, an dem ihr Vater Chinas Präsidenten empfing und sie selbst beim Dinner nur drei Plätze neben ihm saß, erteilte Peking Ivankas Modelabel die Markenrechte. Mit der Amtsbeschränkung für Trumps Chefstrategen Steve Bannon stiegen Jared und Ivanka weiter auf. Vorerst. Vor allem Kushner dehnte seinen Radius aus: Friedenssuche Nahost, Drogenbekämpfung USA, Beziehungen zu China und Mexiko, Umbau der Bundesregierung. »Alles läuft über mich«, sagte er schon während der Regierungsübergabe Obama - Trump zu Konzernvertretern.

Auch frühere Präsidenten stützten sich auf ihre Familien, von John Adams über Woodrow Wilson, Franklin Roosevelt und Eisenhower bis zu Reagan, Bush sen. und Bill Clinton. Verquickungen gab es immer, »doch niemand«, schrieb die »New York Times«, betreibe »den Nepotismus so offen wie die Trumps«. Kushner sei Auge und Ohr des Präsidenten. Er achte darauf, was jenseits des inneren Zirkels geschieht und bleibe ruhig, wenn Trumps Sprunghaftigkeit andere nerve. Kushner war es auch, der den Chef in einer Chaosphase des Wahlkampfs daran erinnerte, dass er vier Leute nicht feuern könne - seine drei Kinder und ihn, den Schwiegersohn.

Weniges zeigte die Vetternwirtschaft so sichtbar wie die Handhabe von Trumps »Datsche« Mar-a-Lago in Florida. Hier, wo er auch Xi Jinping empfing, führt er sein »Southern White House«. Im Gegensatz zu den Refugien früherer Präsidenten ist Mar-a-Lago ungleich größer, pompöser und vor allem nicht nur Rückzugsort. Das Magazin »Time« nannte ihn einen Ort, wo Trump »pleasure, profit and politics« verbinde. Der Großteil des Anwesens wird an Klubmitglieder vermietet, die nun mit 200 000 Dollar eine doppelt so hohe Aufnahmegebühr zahlen wie vor der Präsidentschaft. Mar-a-Lago ist der erste US-Präsidentensitz, in dem Kunden eine Firma bezahlen, die dem Präsidenten gehört.

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