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Kurzer Draht zur Gewerkschaft

Bremen: Beratungslücke für Wanderarbeiter geschlossen

  • Alice Bachmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Sie heißt MoBA, wurde lange gewünscht in Bremen, Niedersachsen, Hamburg und jetzt feierlich eröffnet - im Bremer Gewerkschaftshaus gegenüber dem Hauptbahnhof. MoBA steht für »Bremer und Bremerhavener Beratungsstelle für Mobile Beschäftigte und Opfer von Arbeitsausbeutung«. Sie füllt eine Lücke im norddeutschen Beratungsnetz für sogenannte Wanderarbeiter, die zumeist aus osteuropäischen Ländern stammen und häufig ausgenutzt oder massiv ausgebeutet werden.

In Niedersachsen und Hamburg existieren solche Einrichtungen seit ein paar Jahren. Desislava Koeva aus Hamburg und Eliza Yankov aus Niedersachsen berichten im Gespräch mit dem »nd« von sehr hoher Auslastung und vielen Ratsuchenden aus Bremen, die bisher auf Hamburg oder Oldenburg ausgewichen sind. Nun werde die Bremer MoBA zur Entspannung beitragen.

Im Zwei-Städte-Land an der Weser bieten die Arbeiterwohlfahrt Bremerhaven und der Sozialdienstleister der evangelischen Kirche »Innere Mission« in Bremen Beratung, Hilfe und Unterstützung für mobile Beschäftigte für fast alle Lebenslagen an. Nur das große Problemfeld rund um die Arbeit dürfen die beiden Vereine aufgrund von Förderrichtlinien nicht beackern.

Bremens DGB-Vorsitzende Annette Düring hieß die MoBA in »ihrem« Gewerkschaftshaus willkommen und betonte, wie gut der Ort gewählt sei. Da ist mit dem Bahnhofsplatz zunächst die zentrale, sehr bekannte Adresse, die leicht zu finden ist. Dazu kommt die Nähe zur Gewerkschaft: Wer bei der MoBA Rat zu einem berufsspezifischen Problem sucht, kann direkt an die entsprechende Fachgruppe der Gewerkschaft im Haus weitergeleitet werden. Vielen Wanderarbeitern fehlt das Wissen über ihre Rechte und über die Pflichten ihrer Arbeitgeber, denn die sind in Deutschland anders als in den Herkunftsländern. Da ist allein schon der Unterschied im Stundenlohn, der in Osteuropa durchaus legal bei nur 1,40 Euro liegen kann.

Im Sommer 2016 hatte der Bremer Senat beschlossen, die MoBA einzurichten, die organisatorisch im Hause des Senators für Wirtschaft, Arbeit und Häfen angesiedelt ist. Rein räumlich ist sie nun außer im Bremer Gewerkschaftshaus auch im Gewerkschaftshaus Bremerhaven zu finden. Entsprechend der Klientel gibt es auch noch eine dritte Filiale, nämlich einen Bus, der zu Arbeitsorten mobiler Beschäftigter fährt, um zunächst einmal auf das Angebot aufmerksam zu machen und auch Beratung vor Ort anzubieten.

Mit Agnieszka Lasoń und Ognyana Ivanova sind zwei in dem Bereich erfahrene Beraterinnen gefunden worden. Mit ihren Sprachkenntnissen wird ein Großteil der Muttersprachen mobiler Arbeitskräfte abgedeckt: Deutsch, Englisch, Russisch, Polnisch, Bulgarisch, Serbisch und Kroatisch. Lasoń und Ivanova zeigten sich zuversichtlich, dass durch die Sprache und ihre eigenen kulturellen Kenntnisse die Kontaktaufnahme und das Herstellen einer Vertrauensbasis erleichtert werden. Zudem gibt es die Idee, mit Pastoren zusammen zu arbeiten, denn unter den Wanderarbeitern sind viele Kirchgänger. Es werden auch zum Teil Gottesdienste in osteuropäischen Sprachen gefeiert. Dort könnten Informationen zur MoBA verteilt werden.

Die Bremer DGB-Vorsitzende lobte die so entstandene Kette an Beratungs- und Hilfseinrichtungen für Wanderarbeiter. Und sie sei geradezu erstaunt, wie es dabei in Bremen zu einer solch engen Zusammenarbeit zwischen Kirche und Gewerkschaft gekommen sei.

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