Millionen Touristen

  • Denis Trubetskoy
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist eine Zahl, die beeindrucken soll. Wie die Regierung der Republik Krim im Frühjahr mitteilte, haben 5,5 Millionen Touristen im vorigen Jahr die Schwarzmeerhalbinsel besucht. »Diese Zahl ist ein Zeichen, dass der Tourismus auf der Krim jedes Jahr einen Schritt nach vorne macht«, lautet die Schlussfolgerung der offiziellen Mitteilung. Fast alle Touristen kamen 2016 aus Russland. Dies ist so wenig überraschend wie die Tatsache, dass mit 46 Prozent die meisten Menschen vor allem den strandreichen Süden der Halbinsel besucht haben. 52 Prozent der Touristen besuchten dabei die Krim 2016 zum ersten Mal.

Ob die Zahl 5,5 Millionen allerdings überhaupt glaubwürdig ist, bleibt nicht wenigen Experten ein Rätsel. Denn vorherige Rekorde stammen noch aus den ukrainischen Zeiten, als 2013 sechs Millionen Touristen die Krim besuchten. Nach der russischen Übernahme im März 2014 folgte schließlich ein großer Einbruch.

Dass die Krim, auf die früher vor allem ukrainische Touristen reisten, nun fast auf das Rekordniveau kommt, wirft auch wegen des Flughafens Simferopol Fragen auf. Dieser schrieb im letzten Jahr zwar ebenfalls Rekordzahlen. Doch mit seinen 5,2 Millionen Passagieren, von denen zumindest die Hälfte keine Touristen sind, werden die offiziellen Angaben nicht unbedingt bestätigt. Sogar etwas häufiger wird zum Erreichen der Halbinsel die Fähre über die Straße von Kertsch genutzt. Doch auch hier gilt: Mindestens die Hälfte der Reisenden nutzt die Fähre nicht aus touristischen Gründen.

Im kommenden Jahr peilt die Krim nun sogar die Einstellung des Rekords von 2013 an. »Wir rechnen mit über sechs Millionen Touristen«, heißt es in der Regierungsmitteilung. Außerdem sind laut der Umfrage der Regierung immerhin 78 Prozent der Krim-Touristen von 2016 bereit, die Halbinsel auch in diesem Jahr zu besuchen. Nur 1,3 Prozent berichteten schließlich, dass sie vorhaben, niemals auf die Krim zurückzukehren. Ob das alles der Krim helfen wird, einen neuen Rekord aufzustellen, ist jedoch fraglich. So schlecht dürfte es der Tourismusbranche der Halbinsel allerdings auch ohne ihn nicht gehen.

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