USA im Abwahlkampf
Klaus Joachim Herrmann über Staatsgeheimnisse und Plauderer
Wer derzeit glauben machen will, eine angebliche Weitergabe von geheimen Informationen durch den dazu befugten Oberkommandierenden an den russischen Außenminister sei der größte Skandal in Washington, der irrt. Übler wäre es, wenn schon im Oval Office höchst sensible Informationen nicht sicher sind. Ob ausgeplaudert oder abgehört, der US-Präsident und seine ausländischen Verhandlungspartner könnten nicht einmal mehr im Allerheiligsten offen miteinander reden. Wer möchte da im Weißen Haus überhaupt noch verhandeln?
Die peinliche Abwertung des höchsten Amtes der Supermacht ist längst nicht mehr die Sache Donald Trumps allein. Zutiefst beleidigte Geheimdienste und Medien ziehen schonungslos gegen jenen Mann zu Felde, der ihnen zuvor fast jeden nur erdenklichen Schimpf antat. Die zutiefst gedemütigte Hillary Clinton schiebt derweil ihre eigene Niederlage dem Kreml in die Schuhe. Sie hat das Wählervotum nie akzeptiert und erklärt sich mit ihrem Verein »Gemeinsam voran« zu einer Art Jeanne d’Arc des Abwahlkampfes gegen den Präsidenten in Washington.
Der Streit, wer das alles angefangen habe, ist so kindisch wie müßig. Die Eliten der USA sind derzeit eifrig bemüht, ihr eigenes politisches System und damit sich selbst gründlich in Frage zu stellen.
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