Aufräumer
Personalie
Sie galten als Staat über dem Staat, Regierung über der Regierung: Südkoreas mächtige »Chaebol«-Konglomerate, die praktisch alle Industriesektoren des Landes dominieren und sich vor politischen Eingriffen nie fürchten mussten. Dieser Filz soll sich ändern. Südkoreas neuer Präsident Moon Jae In hat am Mittwoch den Korruptionsjäger Kim Sang Jo zum neuen Leiter der Wettbewerbsbehörde ernannt.
Der 55-jährige Kim, auch Chaebol-Scharfschütze genannt, ist Aktivist, Ökonom und Aufräumer in einem. Er hat sich einen Namen für seine Kampagne gegen die familienkontrollierten Chaebols geschaffen, die in den 1960er und 1970er Jahren zentral waren für Südkoreas wirtschaftlichen Aufstieg aus den Ruinen des Krieges.
Doch Chaebols wie Samsung, Hyundai und LG sind heute eher verachtet als geachtet, zumal sie mit ihren Monopolen Innovation und Wettbewerb verhindern und mittels korrupter Praktiken versuchen, die Kontrolle über ihre Familienimperien zu bewahren.
Das will Kim Sang Jo ändern, und niemand wäre dafür besser geeignet. Es war Kim, der Südkoreas Staatsanwaltschaft Insiderwissen über Samsung lieferte, als sich Ermittler mit dem Korruptionsskandal um Ex-Präsidentin Park Geun Hye, deren Vertraute Choi Soon Sil und Samsung-Chef Lee Jay Yong befassten.
Kim hat eine Mission: »Unsere Wirtschaft hat viel ihrer vergangenen Dynamik verloren, weil die Märkte nicht fair sind. Jeder wirtschaftliche Mitspieler soll sein volles Potential erreichen dürfen«, sagte er nach seiner Ernennung.
Schon viele Regierungen haben Reformen versprochen, bislang ohne Erfolg. Nun stehen die Chancen besser. Kims Kampagne hat bereits ein erstes hochkarätiges Opfer gefordert: Samsungs inoffizieller Konzernchef Lee soll der gestürzten Präsidentin Park und ihrer Vertrauten Millionen angeboten haben, um grünes Licht für eine umstrittene Fusion zu erhalten.
Dem zuvor unantastbaren Lee werden Veruntreuung, Unterschlagung und Meineid vorgeworfen. Der schwerreiche Samsung-Erbe wartet in einer 6,3-Quadratmeter-Zelle auf den Prozess.
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