Über 50 Tote in 50 Tagen

Anhaltende Proteste und Plünderungen in Venezuela

  • Lesedauer: 2 Min.

Rio de Janeiro. Bei den Protesten in Venezuela sind mindestens zwei weitere Menschen getötet worden. Ein 19-jähriger Demonstrant erlag am Montag (Ortszeit) in der Stadt Barinas einer Schussverletzung, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Danach kam es in weiten Teilen des Stadtgebiets zu Protesten und Plünderungen einer aufgebrachten Menschenmenge, bei denen ein weiterer Mann zu Tode kam, wie die Zeitung »El Universal« in ihrer Internetausgabe berichtete. Damit ist die Zahl der Toten seit Beginn der Protestwelle gegen den sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro auf über 50 gestiegen.

Viele Menschen wurden bei stundenlangen Straßenschlachten mit den Sicherheitskräften in der westvenezolanischen Stadt verletzt. Das Geburtshaus von Hugo Chávez, des langjährigen Präsidenten und Begründers der »Bolivarianischen Revolution« in Venezuela, wurde von aufgebrachten Menschen geplündert und in Brand gesetzt. Auch der Sitz der Regierungspartei PSUV in Barinas wurde gestürmt und angezündet.

In anderen Städten kam es am Montag ebenfalls zu Protestmärschen und Zusammenstößen. Das Oppositionsbündnis MUD hatte zu einem »Marsch für Gesundheit und das Leben« aufgerufen. Damit sollte auf die humanitäre Krise durch Versorgungsmängel im Gesundheitsbereich aufmerksam gemacht werden. »Wir wollen kein Tränengas, wir wollen Medikamente«, forderten die Demonstranten.

Laut Ärztevereinigungen arbeiten viele Krankenhäuser nur mit 20 Prozent der notwendigen Arzneien. Die Säuglingssterblichkeit ist nach offiziellen Angaben im Jahr 2016 um 30 Prozent angestiegen. Auch die Zahl der Mütter, die bei der Geburt sterben, ist im Vergleich zu 2015 um 65 Prozent gestiegen.

Auslöser der Proteste war Ende März die vorübergehende Entmachtung des von der bürgerlichen Opposition dominierten Parlaments durch das Oberste Gericht. Während die Regierungsgegner Neuwahlen fordern, will Maduro die Krise mittels einer Verfassungsreform lösen. Die Opposition brandmarkt dies als Versuch, sich an der Macht zu halten und keine Wahlen zuzulassen.

Die sozialistische Regierung und das bürgerliche Lager in Venezuela liefern sich seit Jahren einen erbitterten Machtkampf. epd/nd

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