Die Armen von morgen

Fabian Lambeck über bevorzugte und benachteiligte Kinder

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 1 Min.

Es gibt in Deutschland Kindergeld, Kindertagsstätten und selbst Kinderschokolade. Auf den ersten Blick wirkt Deutschland wie ein Kinderland. Doch der erste Eindruck täuscht. Die Kleinen sind hier in größere Zusammenhänge eingebettet. Nicht um der Kinder Willen, also für die Kinder, wurde in Kitas investiert und soll der Sanierungsstau an den Schulen behoben werden. Nein, wenn die Ausgaben gerechtfertigt müssen, verweist die Politik auf die Zukunft Deutschlands. Besser gesagt: auf die Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Die Kinder von heute sind die Fachkräfte von morgen. Dementsprechend selektiv wird auch gefördert. Weil man sich in der Großen Koalition von dem Ziel verabschiedet hat, alle Kinder gleichermaßen zu fördern, konzentriert man sich auf jene, die die Investitionen wieder hereinholen können.

Kinder von Akademikern und Besserverdienern profitieren vom Elterngeld, während man bei Hartz-IV-Beziehern das ihnen zustehende Kindergeld mit dem Regelsatz verrechnet. Wer als Kind armer Eltern zur Welt kommt, der hat - dass zeigen die Zahlen - deutlich schlechtere Chancen. Die soziale Mobilität hat abgenommen. Die Eliten reproduzieren sich selbst. Und wenn der Staat nicht einmal Chancengleichheit garantieren will, dann reproduzieren sich auch Armut und Bildungsferne.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.