Abrüstung war gestern
Murmansk wird für das Militär wieder bedeutsam
Zu Zeiten der Sowjetunion betrieb die Nordmeerflotte die mit Abstand größte U-Boot-Flotte der Welt. Zwei Drittel aller atombetriebenen U-Boote der Sowjetunion hatten um Murmansk ihre Stützpunkte. Doch die meiste Zeit des Jahres waren die strategischen Raketenträger ebenso wie die Jagd-U-Boote unter der Oberfläche der Weltmeere unterwegs. Es herrschte Kalter Krieg, man war in ständiger Alarmbereitschaft und lieferte sich mit den U-Schiffen der US-Navy ein gefährliches Katz- und Mausspiel. Derzeit haben die USA 53 Atom-U-Boote in Dienst, die russische Kriegsmarine führt nach einem immensen Aderlass 16 in den aktiven Flottenlisten. Laut Plan werden 19 gebaut. Die Nordregion um Murmansk wird derzeit wieder deutlicher ein Raum der Ost-West-Auseinandersetzung. Das hat mit der gewachsenen politischen und wirtschaftlichen Bedeutung des Nordpolargebietes zu tun. Die weitreichenden Hafen- und Stützpunktanlagen sind ganzjährig eisfrei, dafür sorgt der Golfstrom.
Immer wieder hatte die sowjetische Marine auf See schwere Havarien zu beklagen. Hunderte Matrosen kamen dabei um. Auch in ihren Stützpunkten waren die Waffenträger tickende Zeitbomben und damit vor allem eine eine Bedrohung für die 350 000 Einwohner von Murmansk. Die Stadt liegt rund 1600 Kilometer von Moskau entfernt.
In der Gegend nördlich des Polarkreises herrschen extreme Bedingungen. Monatelange Frostperioden mit Temperaturen bis zu minus 50 Grad Celsius und die Dunkelheit der Polarnächte machen das Leben kompliziert. Das raue Klima, die Gezeiten, die eine starke Tiefenflut mit sich bringen, und Eisgang erschwerten die Arbeiten auch in der Saida-Bucht. Trotz dieser Bedingungen wurde das Entsorgungsprojekt innerhalb des gesetzten Finanz- und Zeitrahmens verwirklicht. »Das ist ein großer Erfolg, den wir durch eine enge Kooperation mit deutschen und russischen Partnern unter der Federführung des Wirtschaftsministeriums erreicht haben«, betonte Wirtschaftsstaatssekretär Rainer Baake. »Mit dem Langzeitzwischenlager und dem Entsorgungszentrum zur Behandlung und Lagerung von radioaktiven Abfällen in der Nähe von Murmansk ist das Risiko der Verbreitung von Kernmaterialien und radioaktiven Materialien sowie von Umweltschäden erheblich reduziert worden.« hei
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