Afrikas Jugend bietet Chancen
Martin Ling über den Bericht der Entwicklungsorganisation One
Afrika - der Kontinent der Zukunft. Diese These wird von nicht wenigen Optimisten vertreten, die auf das Potenzial der 54 afrikanischen Staaten schauen. Diesem Potenzial widmet sich der Bericht »Afrikas Jahrhundert« der entwicklungspolitischen Organisation ONE. Bis 2050 wird sich demnach die afrikanische Bevölkerung mehr als verdoppeln, die Hälfte der Menschen wird jünger als 25 Jahre alt sein. Die jugendliche Bevölkerung Afrikas wird dann zehn Mal so groß sein wie die der Europäischen Union. Ob diese Hochrechnungen letztlich en détail eintreffen oder nicht, die Tendenz ist unstrittig und damit auch die Relevanz der von ONE gestellten Frage: Was diese vielen Jugendlichen machen werden, wie sie denken und was sie wollen, wird nicht nur Afrikas Zukunft bestimmen, sondern auch die Europas und der Welt.
In der deutschen Regierung ist die Botschaft der wachsenden Relevanz und Wirkmächtigkeit Afrikas angekommen. Nicht nur das Entwicklungsministerium, sondern auch Kanzleramt, Finanz- und Wirtschaftsministerium haben Afrika-Konzeptpapiere vorgelegt. Vieles von dem, was auch ONE propagiert, »Bekämpfung der Korruption, Ausbau der Infrastruktur und Schaffung von Arbeitsplätzen als Schwerpunkt«, findet sich auch in den Papieren der Bundesregierung. Was beiden fehlt, ist die handelspolitische Ausrichtung: Wenn den afrikanischen Ländern nicht die Möglichkeit eingeräumt wird, substanziell eigene Wertschöpfungsketten aufzubauen, bleibt ihnen nachholende Entwicklung versagt. Zwei Prozent des Preises einer Schokoladentafel landen in Westafrika, über 70 Prozent der Kakaobohnen stammen von dort. Solange sich das nicht ändert, wird Afrika immer ein Kontinent bleiben, der seine große Zukunft vor sich hat. Afrikas Jugend wird ihre Chance dann woanders suchen.
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