Deutschlands Gründerhauptstadt

Vom guten Wirtschaftsklima in Berlin zeugt auch die anhaltend hohe Zahl der Existenzgründungen

  • Tomas Morgenstern
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Wirtschaft ist in Berlin 2016 mit 2,7 Prozent stärker als im Bund (1,9) gewachsen. Und die Stadt bleibt ein gutes Pflaster für Existenzgründer, denn sie konnte entgegen dem Bundestrend das insgesamt hohe Niveau von Neugründungen halten. »Berlin hat seine Magnetwirkung erneut unter Beweis gestellt«, bilanziert Waltraud Wolf, Geschäftsführerin der BBB Bürgschaftsbank zu Berlin-Brandenburg am Donnerstag, »und dies bei gleichzeitig wachsender Einwohnerzahl und einer steigenden Zahl von Erwerbspersonen«.

Das belegt auch der an diesem Tag vorgestellte BBB-Gründerindex 2017. Er setzt die Gründungszahlen ins Verhältnis zur Anzahl der Erwerbspersonen. Für das Jahr 2016 weist der Index in Berlin eine Marke von 200,9 aus. »Das bedeutet rund 201 Gründungen je 10 000 Erwerbspersonen. Damit hat sich das gute Ergebnis von 2015 verfestigt«, teilt die Bank mit.

Im Bundesdurchschnitt ist der Index diesen Angaben zufolge weiter gefallen und steht nun nur noch bei 122,7. Damit liegt der Wert für 2016 drei Prozent unter dem Vorjahr. Während die Zahl der Gewerbegründungen in Berlin 36 737 (2015: 36 718) erreichte, lag sie im Bund bei 518 058 (2015: 533 497).

Die insgesamt gesehen positive Entwicklung in der Hauptstadt basiert darauf, dass es 2016 mehr »echte Betriebsgründungen« (Gründer plus mindestens ein Mitarbeiter) gab, die den leichten Rückgang bei den Kleingewerbegründungen kompensiert haben. Dort wirkte sich aus, dass im Baugewerbe nach Einführung der vollständigen Arbeitnehmerfreizügigkeit Kleingewerbegründungen durch Rumänen und Bulgaren zurückgingen.

Dass die Hauptstadt vor allem mit einer gut entwickelten »technologiegetriebenen Gründerszene« punktet, ergibt sich aus dem »Gründerindex II«, der Neugründungen ins Verhältnis zum Unternehmensbestand setzt. Dabei weise Berlin in der Energieversorgung, dem Bereich »Information und Kommunikation« sowie den unternehmensnahen »sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen« deutliche Überschüsse aus.

Zum Status als Gründerhauptstadt trägt in hohem Maße die Gründungsneigung von Berlinern mit ausländischer Staatsangehörigkeit bei - kamen 2015 auf 19 435 Gewerbeanmeldungen von Deutschen, so kamen 17 247 von Ausländern. Spitzenreiter waren Polen (6058) vor Rumänen (2027) und Türken (1391). Auch gemessen an der Einwohnerzahl liegt in Berlin die Zahl von gut 30 Gründungen je 1000 ausländischer Mitbürger sehr hoch.

Auch im Metropolenvergleich hat Berlin gemessen an den »Erwerbsaktiven« weiter die meisten Gründungen unter den zwölf untersuchten deutschen Städten. Mit 182 Gewerbegründungen je 10 000 Erwerbsaktiven rangierte Berlin 2015 klar vor Leipzig (133), Hamburg (130) und München (126). Hinten lagen Stuttgart (75) und Bremen (82).

Mit ihren Neugründungen bei forschungsintensiven Industrien kamen 2015 nur die Städte Berlin und Bremen über den Bundesdurchschnitt. Bei wissensintensiven Dienstleistungen liegt Berlin hinter München und Köln, muss aber auch auf Leipzig und Dresden achten. Das gilt auch für die digitale Wirtschaft.

»Offenbar nutzt Berlin die Vorzüge seines Hochschul- und Wissenschaftsstandortes noch nicht uneingeschränkt«, erklärte Waltraud Wolf.

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