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Baukollegium unter öffentlicher Beobachtung

Das Gremium soll die städtebauliche Qualität herausragender Bauprojekte sicherstellen

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

»Wir schaffen Transparenz zwischen den Planungsbeteiligten, also dem Senat, Bezirken, Projektentwicklern und Architekten«, sagt Senatsbaudirektorin Regula Lüscher (parteilos, für LINKE) über das Baukollegium. Einer Festlegung aus dem rot-rot-grünen Koalitionsvertrag folgend, haben nun auch Bürger die Möglichkeit, bei den etwa alle sechs Wochen stattfindenden Sitzungen dabei zu sein - zumindest großteils. »Die Vorstellung der Projekte wird öffentlich sein, die anschließende Meinungsbildung nicht«, kündigt Lüscher an. Allerdings können Interessierte bei der anschließenden Verkündigung der Empfehlungen wieder dabei sein.

Ein »Serviceangebot« nennt Lüscher das Baukollegium, und zwar für die Bezirke, die im Regelfall für die Genehmigung von Bauprojekten zuständig sind. Ziel sei die »Sicherstellung der architektonisch-städtebaulichen Qualität«, so Lüscher. 2008 hatte sie dieses Gremium ins Leben gerufen. »Das war eine Art Guerillaaktion. Es gab keinen Senatsbeschluss«, sagt die Staatssekretärin.

Bis zum Ende der letzten Legislatur wurden in 62 Sitzungen insgesamt 181 Projekte besprochen, die gesamtstädtisch von außerordentlicher Bedeutung sind. Dazu gehören unter anderem das geplante Hochhaus am Estrel-Hotel in Neukölln und viele Vorhaben in der Europacity an der Heidestraße, nördlich des Hauptbahnhofs.

»Besonders heftig waren die Diskussionen um das Anschutz-Areal in Friedrichshain«, erinnert sich Lüscher. Der Investor, der zunächst mit dem Bau der Mehrzweckhalle am Ostbahnhof startete, plante »die Privatisierung des öffentlichen Raums als totalen Eventstandort«, so die Senatsbaudirektorin. Ein US-amerikanischer Entwurf sei das gewesen. »Es ist uns gelungen, den Bauherren zu überzeugen, die Planung mit einem lokalen Partner aus Berlin zu überarbeiten«, sagt Lüscher. Wer das sich der Vollendung nähernde Areal sieht, merkt, dass das Kollegium im Zweifelsfall das Allerschlimmste zu verhüten mag. Wirklich überzeugen können die Ergebnisse oft nicht.

Das nun erneut einberufene Gremium setzt sich aus sechs Architekten, Stadt- und Landschaftsplanern zusammen, paritätisch Frauen und Männern, keiner mit Büro in Berlin. Je nach einzelnem Projekt kommen noch Baustadträte aus dem jeweiligen Bezirk und auch Staatssekretäre der jeweiligen Vorhabenträger hinzu, wenn es öffentliche Projekte sind. Wird der Denkmalschutz tangiert, schickt auch die Kulturverwaltung einen Vertreter. Den Vorsitz hat Regula Lüscher. Es gibt keine Abstimmungen in dem Sinne, Ziel ist es vielmehr, im Gespräch zu einer gemeinsamen Empfehlung zu kommen.

Bei der ersten Sitzung des neu zusammengesetzten Gremiums an diesem Mittwoch geht es um zwei öffentliche Projekte. Einerseits die Sanierung und Erweiterung des Vivantes-Klinikums Neukölln sowie den Neubau des Herzzentrums der Charité im Wedding. Am 15. August sowie am 31. Oktober sollen die nächsten Sitzungen stattfinden. Welche Projekte dort besprochen werden, wird jeweils eine Woche vorher auf der Internetseite der Stadtentwicklungsverwaltung bekanntgegeben.

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