»Erzwungener« Wechsel bringt neue Erfolge

Miryam Roper flog für die Förderung jüngerer Athleten aus dem deutschen Judokader - nun feiert sie Siege für das Heimatland ihres Vaters

  • Miriam Schmidt, Köln
  • Lesedauer: 3 Min.

Nach dem historischen Erfolg am Ende einer harten Zeit flossen bei Judoka Miryam Roper die Tränen. Mit ihrem Sieg beim Grand Slam in Jekaterinburg eroberte die Kölnerin im Mai die erste Medaille für ihren neuen Verband Panama. »Es war ein extrem besonderes Gefühl, die Nationalhymne von Panama zu hören und auch die Flagge zu sehen, weil es eben auch zu mir gehört«, sagte die 34-Jährige. Nach zehn Jahren im deutschen Nationalteam startet die Ex-Weltranglistenerste seit April für Panama, das Geburtsland ihres Vaters.

Der Deutsche Judobund (DJB) setzt mit Blick auf Olympia 2020 in Tokio auf jüngere Athleten und warf Roper deshalb nach den Spielen in Rio aus dem Kader. »Ich finde, dass es die falsche Entscheidung war, vor allem, weil es keine Entscheidung war, die aufgrund von Leistung getroffen wurde«, kritisierte Roper. DJB-Präsident Peter Frese verteidigt das Votum. »Wir müssen auf junge Athleten setzen, da gibt es gar kein Vertun«, sagte er. »Das war keine Entscheidung gegen Miryam Roper, sondern eine für die Jugend.«

Doch Roper, die 2013 WM-Bronze und 2015 EM-Bronze gewann, 2012 und 2016 für Deutschland bei Olympia startete, dachte nicht an ein Karriereende. Seit April startet die Tochter einer Deutschen und eines Panamaers nun für ihre zweite Heimat. Der Weg dahin war lang, vor allem bürokratische Hürden musste sie überwinden. »Es war natürlich eine harte Zeit«, sagte sie.

Zweimal war sie zuletzt für jeweils drei Wochen in Panama, verbrachte dort Zeit mit ihrer Familie, trainierte aber auch mit der Nationalelf und gewöhnte sich dabei an ganz andere Bedingungen. »Im Trainingszentrum sind alle Kampfsportarten zusammen in einer Halle untergebracht, da sind dann zum Beispiel Löcher in den Matten«, berichtete sie. »Die Verbände haben wenig Geld und investieren fast gar nicht in den Sport.« Roper trainiert nun zunächst weiter in den Niederlanden und in Köln, wo sie auch noch studiert. Sie will aber regelmäßig nach Panama reisen.

Eine internationale Medaille gewann das mittelamerikanische Land im Judo noch nie - bis Miryam Roper kam. Schon nach wenigen Wochen mit einem panamaischen Pass reiste sie allein zum Grand Slam in Jekaterinburg. Ohne Trainer und mit geringen Erwartungen trat sie dort an - und gewann sensationell im Finale gegen Ex-Weltmeisterin Nae Udaka aus Japan. Nun ist sie die bisher älteste Grand-Slam-Siegerin. »Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dort zu gewinnen, nach den ganzen Schwierigkeiten, ich konnte es gar nicht glauben«, sagte Roper noch immer völlig überwältigt.

Als nächstes will sie bei der WM im August in Budapest antreten. Ob es für die Olympischen Spiele 2020 reicht, lässt sie sich offen. »Ich bin realistisch: Ich bin 34, und da kann man nur von Jahr zu Jahr sehen, ob es geht«, sagte sie. Genugtuung gegenüber dem deutschen Verband verspürt Roper nach ihrem Triumph in Russland aber nicht. »Ich habe weder Wut noch Ärger. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich etwas beweisen müsse, denn so etwas lenkt nur ab«, sagte sie. »Für mich hat sich daraus so viel Gutes ergeben. Es war vielleicht nicht das Beste, was mir passieren konnte, aber schon ziemlich nah dran.« dpa/nd

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