Überraschung! AfD ist rechts
Johanna Treblin über den Austritt des Neuköllner AfD-Stadtrats
Die Welt ist wieder ein Stück weit mehr in Ordnung. Statt sieben Stadträte in ebenso vielen Bezirken hat die AfD jetzt nur noch sechs. Bernward Eberenz, Stadtrat für Umwelt und Natur in Neukölln, hat seinen Parteiaustritt erklärt. Warum? Offensichtlich ist ihm der Parteikollege Andreas Wild aus Steglitz-Zehlendorf, der Neuköllner Direktkandidat für die Bundestagswahl werden soll, zu rechts.
Schaut man sich an, was von Eberenz öffentlich bekannt ist, wundert das nicht. Er legte (eine Zeit lang) laut Medienberichten seinen germanischen Namen ab, lernte Russisch und Türkisch, lebte in der Türkei, eröffnete in Istanbul ein Hostel für Homosexuelle und lernte in der Stadt am Bosporus seinen Lebenspartner kennen. Gefeiert hat er das 2001 im Tränenpalast auf einer großen Party der Grünen für die eingetragene Partnerschaft. Heute unterrichtet er Deutsch als Fremdsprache und Klavier. Auf seiner Homepage hat er eigene Lieder und Gedichte veröffentlicht.
Was will so einer in der AfD? Dass Eberenz zwar nicht schon vor dem Parteieintritt gemerkt hat, auf was für ein Gedankengut er sich einlässt, aber immerhin jetzt die Partei verlässt, ist ein wichtiges Zeichen für alle, die noch zweifelten: Nein, die AfD und ein liberales Weltbild, das passt nicht zusammen.
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.