Trump in Warschau bejubelt

Vor G20-Gipfel preist der US-Präsident das gute Verhältnis USA-Polen

  • Wojciech Osinski, Warschau
  • Lesedauer: 3 Min.

Nicht ohne Grund reiste US-Präsident Donald Trump zunächst in die polnische Hauptstadt. Dort erfreuen sich Republikaner seit Ronald Reagan traditionell des Zuspruchs. Die jubelnden Massen vor dem Denkmal des Warschauer Aufstandes mussten wie Balsam gewirkt haben.

Bei den Regierungsvertretern der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) erfreute sich wiederum Trumps Rede regen Zuspruchs. Bei den Themen Terrorismus, Flüchtlinge, Ukraine-Konflikt und nationale Sicherheit stimmte die Sicht mit jener der rechtsgerichteten Warschauer Regierung größtenteils überein. Auch in der Diskussion über den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen durfte der US-Präsident im »Land der Braunkohle« auf Unterstützung hoffen.

Trump traf zunächst am frühen Donnerstagmorgen mit Polens Staatsoberhaupt Andrzej Duda im Warschauer Königsschloss zusammen. Der erhoffte sich von seinem Gesprächspartner ein klares Bekenntnis zu der zuletzt verstärkten amerikanischen Militärpräsenz.

Während seiner letzten Europa-Reise hatte sich Trump noch nicht eindeutig zur gegenseitigen Unterstützung im Verteidigungsfall verpflichtet, was im polnischen Präsidentenpalais für Unruhe sorgte. Dies holte der US-Präsident nun nach. Seine nebulösen Ankündigungen, die Sanktionen gegen Russland zu lockern, waren an der Weichsel zuvor auf Unverständnis gestoßen. »Wir werden niemals zulassen, dass die Sicherheit und Freiheit Polens gefährdet werden«, betonte Trump im Hinblick auf den Ukraine-Konflikt.

Zum Erstaunen vieler Polen bestach der US-Präsident während seiner Rede durch Verweise auf die polnische Geschichte. Die hatte er sich kaum nur während des Flugs aneignen können. So deklinierte er alle Aufstände durch und beschrieb kenntnisreich das spezifische Schicksal eines Landes, das in der Vergangenheit so beharrlich bemüht war, seinen nationalen Aufgaben gerecht zu werden. »Trump konnte mir Polen besser erklären, als mein Geschichtslehrer«, meint der frühere Erziehungsminister Roman Giertych. »Euer Land entwickelt sich großartig und die Polen bereichern die USA«, lobte Trump. Er weiß sehr wohl, dass die polnische Community in den Vereinigten Staaten zu seinem Wahlsieg beigetragen hat.

Vor dem aufwendig inszenierten Auftritt auf dem Plac Krasinskich war der US-Präsident Gast des Gipfels der Drei-Meeres-Initiative, einem Wirtschaftsforum aus zwölf baltischen und osteuropäischen Staaten, das erst im 2016 von Polen inspiriert wurde. Die sich von der Ostsee bis zur Adria und dem Schwarzen Meer erstreckenden Staaten verfolgen das Ziel, sich sowohl von der Gasversorgung durch Moskau als auch dem deutsch-russischen Pipeline-Projekt Nord Stream 2 unabhängig zu machen.

Der frühere Geschäftsmann Trump könnte sich indes Hoffnungen auf Profite für die amerikanische Gas-Industrie machen. Bald sollen erste Projekte folgen, obgleich es noch weitgehend ungewiss ist, ob sich der Transport von Gas über derart weite Strecken lohnen wird. Doch steht nicht allein die Gasversorgung im Vordergrund, sondern die schon einst von Jozef Pilsudski inspirierte Idee eines »Intermariums« als Gegengewicht zu oder Keil zwischen Westeuropa und Russland.

Dass Trump sich eine solche Einladung nicht entgehen lässt, erscheint plausibel. Kein Wort verlor der US-Präsident über die kontrovers diskutierte polnische Innenpolitik. Vermutlich wollte er weder mit zuviel Lob die westeuropäischen Geschäftspartner der USA vergraulen noch mit Kritik bei polnischen Investoren für Unmut sorgen. Doch lobte er vor dem Denkmal des Warschauer Aufstandes den anwesenden Solidarnosc-Helden Lech Walesa, der zu den schärfsten Kritikern der PiS-Regierung gehört. Kommentar Seite 4

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