Schadsoftware
Klaus Joachim Herrmann über Cybersicherheit USA-Russland
Russlands Präsident hatte dem US-amerikanischen kaum erst den Rücken gekehrt, da war deren Hamburger Verabredung einseitig aufgekündigt. Dafür genügte dem Hausherrn in Washington als Schadsoftware böser Spott über eine gemeinsame Arbeitsgruppe für Cybersicherheit. Schließlich sei, so die grimmigen Kritiker, der Erzrivale im Kreml längst aller Computerhackerei für schuldig erklärt.
Wenn ein Unterhändler der eigenen Verabredung nicht traut und umfällt, ist das seine Sache. Verlässlichkeit ist eine andere. Was nützlich sein sollte, erweist sich als schädlich: für das eigene Ansehen, das Verhältnis mit dem Partner und am Ende die eigenen Interessen.
Der hastige Widerruf birgt zudem zwiefache Ironie. So fällt der Schuldspruch für den Russen just in jenem Land, das so viel auf sein Gerichtswesen hält. Schon ein illegal beschaffter Beweis lässt Prozesse platzen. Was aber, wenn gar kein Beweis vorgelegt wird? Zum zweiten verfügen die Ankläger mit der NSA selbst über einen Superhacker im Staatsdienst. Der schnüffelt hemmungs- und maßlos in der Kommunikation der ganzen Welt herum.
Es ging in Hamburg wohl doch nicht allein um Putins Hacker mit Hammer und Sichel, sondern auch um die Lauscher mit Sternen und Streifen. Vielleicht ist genau dies Washington gerade noch aufgegangen, um Schaden von sich selbst abzuwenden. Auf die Überwachung der Einhaltung internationaler Rechtsnormen und Nichteinmischung will man es denn doch lieber erst gar nicht ankommen lassen.
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