Supervulkan rührt sich

Verstärkte Aktivitäten in den Phlegräischen Feldern

  • Elke Bunge, Neapel
  • Lesedauer: 2 Min.

Rauchschwaden hängen über Neapel und Pozzuoli. Der trockene und zu heiße Sommer lässt Felder und Wälder brennen, oft von Menschenhand ausgelöst. Aber auch wenige Kilometer unter der Erdoberfläche brodelt es, neben den Bränden oben könnte eine Feuerwut aus dem Inneren der Erde brechen. Unter dem Areal zwischen beiden Städten befindet sich Europas einziger Supervulkan, die Phlegräischen Felder.

Wie Dr. Francesca Bianco, Direktorin des Vesuv-Observatoriums am Nationalen Institut für Geologie und Vulkanologie, sagte, habe man jüngst einen Temperaturanstieg bei den Gasen, die aus den sogenannten Fumerolen entweichen, messen können. »Vier bis fünf Grad Celsius wärmer kommen die Gase aus der Erde, zudem messen wir einen höheren Kohlendioxid-Anteil«, so Bianco. Die Anzeichen weisen auf eine verstärkte vulkanische Aktivität hin. Experten erwarten, dass der Supervulkan vor einer Eruption steht.

Eine Forschergruppe um den langjährigen Direktor des Vesuv-Observatoriums, Giuseppe De Natale, hat die verstärkte Aktivität bestätigt. Man hat Daten erhoben wie die Häufigkeit von Erdbeben und Gaskonzentrationen. Daraus wurden Schlüsse für eine mögliche eruptive Tätigkeit des Supervulkans gezogen.

Jeder Fels reagiert unter Stress anders. Stress kann dabei vom Druck des Magmas oder auch der sich in der Kammer entwickelnden Gase ausgehen. Bei geringem Druck reagiert das Gestein elastisch und kann sich wieder in die Ausgangsform zurückbegeben. Wirkt aber dauerhaft eine größere Kraft ein, so bricht der Fels. »Wir sprechen dabei von einem kritischen Punkt«, so der Geophysiker. Ist dieses kritische Niveau auf Dauer erreicht, löst jede zusätzlich einwirkende Kraft einen Bruch aus. Im Resultat platzt die gesamte Erdkruste über der Magmakammer auf und ein naher Ausbruch des Vulkans ist sehr wahrscheinlich.

Supervulkane sind flache Vulkane mit durch Einbrüche erkalteten Magmas entstandenen schüsselähnlichen Kraterkesseln, den Calderas. Dicht unter ihrer Oberfläche brodelt vulkanisch aktives Gestein. Eine Explosion eines Supervulkans könnte weltweite klimatische Veränderungen hervorrufen. Abgesehen von Primärschäden wie Beben und Flutwellen könnte ein vulkanischer Winter ausgelöst werden, bei dem sich weltweit die Temperaturen einige Grad absenken. Feiner Staub, der sich über weite Strecken verteilt, ließe Pflanzen und Tiere sterben.

Wissenschaftler meinen, dass die Explosion des Supervulkans Toba auf Sumatra vor 75 000 Jahren das damalige Artensterben ausgelöst hat. »Wir glauben nicht, dass in den Phlegräischen Feldern eine solche Explosion bevorsteht«, so De Natale. »Eher werden kleinere Ereignisse stattfinden.«

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