Die NATO schwimmt
Erdogan ist nur eines von vielen Bündnisproblemen, meint René Heilig
Lassen wir mal alles Gerede von gemeinsamen Werten, die es zu verteidigen gilt. Die Wahrheit ist, dass die NATO in einer ernsthaften Krise steckt. Dabei geht es wahrlich nicht nur um Erdogans pubertäre Politspielchen, mit denen er Deutschland ärgert. Dass der türkische Präsident mit Russland flirtet, um sich zur regionalen Macht zu erheben, ist auch nicht das Problem.
Das Bündnis, das sich so kräftig wähnt, hat seitdem ihm der Gründungsgegner abhanden gekommen ist, keine politischen Konzepte, um sich seiner in Brüssel behaupteten globalen Rolle anzunähern. Der US-Präsident - und damit die Führungsnation des Bündnisses, die keine erkennbaren außenpolitischen Grundlinien vertritt - schaut nur geringschätzend auf die kontinentalen Verbündeten. Trump macht sein Ding. Zum Beispiel mit Polen, das sich so und durch die Frontstellung zu Russland - ähnlich wie Rumänien - in einer Sonderrolle glaubt. Italien wiederum fühlt sich in der Flüchtlingsfrage nicht nur von der EU alleine gelassen. Griechenland vermisst ebenso die Solidarität der Verbündeten. So ist auch die Südflanke des Bündnisses in einer Zeit, da Irak, Syrien und Libyen brennen und ganz Afrika einer klimatischen Katastrophe entgegen taumelt, alles andere als sicher. Ist es angesichts solcher Zeichen wirklich so schwer zu erkennen, dass mehr Rüstung und mehr Soldaten - zumal, wenn sie an fremden Grenzen stehen - nicht mehr Sicherheit bringen?
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