Heilige Berge

  • Wolfgang Kubin
  • Lesedauer: 2 Min.

Keine Sehnsucht kommt allein, jede Sehnsucht kommt in Begleitung einer anderen Sehnsucht. Ich zum Beispiel sehne mich nach Bergen, nach heiligen Bergen, und in den heiligen Bergen sehne ich mich nach der Rückkehr in die ferne Vergangenheit. Dies kann die wohlige Sehnsucht nach einem uralten Tempel sein, das seltsame Bedürfnis, den Alten ein Freund zu werden oder den Toten ein Freund zu bleiben. Es kann sich aber auch der prosaische Wunsch nach einer weniger alten, noch rüstigen Schulbank ausbilden, die man wieder einmal, obschon unter anderen Umständen, drücken möchte. So wie man sich in einem Berg den geheimen Pfaden überlässt, um ins Heiligtum zu gelangen, so wie man beim Studium der Klassiker den alten Stimmen vertraut ... Ob Pfad, Schrift oder Einsicht, andere sind vor uns gegangen und haben ihre Botschaften hinterlassen. Wir spüren ihnen nur nach, um einmal sagen zu können, so wurden wir wieder neu, so waren wir wieder ganz bei uns.

»In den chinesischen Bergen« - unter diesem Titel veröffentlichte Wolfgang Kubin »drei Essays vom einfachen Leben«. Ein wunderbares Buch: Der bekannte Sinologe, Übersetzer und Schriftsteller erinnert sich an seine Studienjahre und seine Erlebnisse während seiner späteren Aufenthalte in China auf eine nachdenkliche, still-poetische Weise, mit seiner eigenen Lebensphilosophie (Löcker Verlag, 121 S., br., 19,80 €).

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