Treffpunkt jüdischen Lernens

Neuer Sitz zeigt neues Selbstbewusstsein des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks

  • Jérôme Lombard
  • Lesedauer: 3 Min.

In Alt-Moabit gibt es einen neuen jüdischen Lernort: Am Donnerstagabend eröffnete das Ernst Ludwig Ehrlich Haus seine Pforten. Mit einer Einweihungsfeier mit Livemusik und koscheren Grillwürstchen wurde der frisch bezogene Siz des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks (ELES) für jüdische Begabtenförderung eingeweiht.

»Seit unserer Gründung vor acht Jahren haben wir uns ein eigenes Haus gewünscht«, sagte Jo Frank, Geschäftsführer von ELES. »Heute ist ein ganz besonderer Tag für unsere Stiftung und die jüdische Gemeinschaft in Berlin.« Weiterhin sagte Frank: »ELES ist zu einem der zentralen Akteure innerhalb der jüdischen Community geworden. Mit unseren neuen Räumen mitten in Berlin tragen wir dieser Entwicklung selbstbewusst Rechnung.« Unter den rund 80 geladenen Gästen waren neben vielen Stipendiaten auch Herrmann Simon, Gründungsdirektor der Stiftung Neue Synagoge - Centrum Judaicum, sowie Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Die nach dem deutsch-schweizerischen Judaisten benannte Stiftung ist das Begabtenförderwerk der jüdischen Gemeinschaft. 2009 gegründet, hat es sich das Studienwerk zum Ziel gesetzt, traditionsbewusstes, pluralistisches und weltoffenes Judentum zu fördern. Akademische Exzellenz und das Engagement für die jüdische Community miteinander zu verbinden, ist der Kerngedanke von ELES. Seit 2010 hat das Studienwerk über 580 begabte jüdische Studierende und Promovierende gefördert.

Yan Wissman ist einer von ihnen. »ELES unterstützt meinen Traum, in Deutschland zu studieren und zu leben. Ohne die Förderung der Stiftung wäre ich nicht hier«, sagte der 24-jährige gebürtige Brasilianer, der im Master Politikwissenschaften am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität studiert. Seit Oktober 2015 ist er Stipendiat bei ELES. Die Förderung der Stiftung sei für ihn aber nicht nur finanziell eine große Hilfe, sondern habe auch einen ideellen Wert. »Mein Judentum verstehe ich als ständiges Hinterfragen von vermeintlichen Wahrheiten. ELES setzt diesen Gedanken in seiner Arbeit um«, so Wissman. Der Student ist überzeugt: Mit dem Einzug in das neue Haus unweit des Hauptbahnhofs wird die Bedeutung der Stiftung weiter wachsen.

Tatsächlich macht das Ernst Ludwig Ehrlich Haus schon von außen eine ganze Menge her. Das Gebäude steht auf dem Gelände der Evangelischen Kirchengemeinde St. Johannis und ist Teil eines 1835 nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel erbauten Komplexes. Auch die alternative Moschee von Seyran Ateş ist hier vor kurzem eingeweiht worden.

In den renovierten Räumen gibt es nicht nur ausreichend Platz für Büros und eine koschere Küche, sondern auch für Veranstaltungen. Die Reihe »Dialogperspektiven: Religionen und Weltanschauungen im Gespräch«, eine von ELES initiierte Diskussionsveranstaltung zum interreligiösen Austausch, wird zukünftig hier stattfinden. Alissa Frenkel, Gesamtsprecherin der ELES-Stipendiaten, sagt: »Mit dem ELES-Haus haben wir einen Treffpunkt, an dem wir zusammen kommen können.«

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