Moskau schickt US-Diplomaten nach Hause
Putin: Haben auf Änderung zum Besseren gehofft
Der russische Präsident Wladimir Putin hat erklärt, dass 755 Mitarbeiter der US-amerikanischen diplomatischen Vertretungen Russland bis zum 1. September verlassen müssen. Die Zahl der US-Diplomaten und des technischen Personals in Russland solle auf die der russischen Vertretungen in den USA (455) reduziert werden, sagte er am Sonntag in einem Interview des zentralen russischen Fernsehens. Dieser Schritt geht auf die Ausweisung von 35 russischen Diplomaten unter US-Präsident Barack Obama Ende 2016 zurück.
Offenbar hatte Putin damit gerechnet, dass Präsident Donald Trump diese Entscheidung zurücknehmen werde. »Wir haben recht lange in der Hoffnung gewartet, dass sich vielleicht etwas zum Besseren ändern werde«, sagte Putin. Allem Anschein nach werde sich die Situation aber nicht so bald ändern, falls überhaupt. Er sei zu dem Schluss gekommen, dass »wir zeigen müssen, nunmehr wird nichts unbeantwortet bleiben«. Es gebe momentan noch gut eintausend Angehörige der diplomatischen Missionen der USA in Russland - Diplomaten und technisches Personal. Diese Zahl werde nun um 755 reduziert. Es sei eine empfindliche Kürzung.
Derweil zitiert der russische Fernsehsender REN TV den früheren Moskauer US-Botschafter Michael McFaul. 755 Amerikaner, die ausgewiesen werden könnten, gebe es momentan in Russland gar nicht, schreibt er in seinem Twitterblog. Die »Washington Post« griff das Thema auf. Nach ihren Angaben handle es sich bei den meisten Auszuweisenden um das Bedienungspersonal und Boten. Moskaus Entscheidung bezeichnete die Zeitung als »dumm und lächerlich, wenn auch beeindruckend«. Tatsächlich handelt es sich um die bisher mit Abstand größte Ausweisung von Diplomaten in der sowjetischen und russischen Geschichte. Glaubt man dem russischen Außenministerium, ist heute die Personalstärke der US-Botschaft in Moskau wesentlich größer geworden, als die der russischen Botschaft in Washington.
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