Eitel Sonnenschein beim IOC

Das Internationale Olympische Komitee und die Bewerber feiern eine Einigung: Paris richtet Olympia 2024 aus, Los Angeles ist 2028 an der Reihe

»Dieser Deal war einfach zu gut, um ihn verstreichen zu lassen«, mit diesen Worten trat am Montagnachmittag Los Angeles’ Bürgermeister Eric Garcetti in Carson vor die Presse und verkündete die Einigung mit dem Internationalen Komitee (IOC) und dem Mitbewerber um die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele und Paralympics 2024, Paris. Demnach wird die französische Hauptstadt ohne eine Kampfabstimmung bei der im September angesetzten IOC-Vollversammlung in Lima den Zuschlag für die Spiele 2024 erhalten, wohingegen die kalifornische Metropole 2028 an der Reihe ist.

Und auch der Preis für das Entgegenkommen der US-Amerikaner ist bereits ausgehandelt: Los Angeles bekommt vom IOC das höchste Durchführungsbudget (OCOG-Budget), das jemals einer Ausrichterstadt zugesprochen wurde: Umgerechnet mehr als 1,5 Milliarden Euro sind es, die abhängig von lokalen Sponsorenverträgen sogar noch auf bis zu 1,7 Milliarden Euro anwachsen könnten.

Zum Vergleich: Paris wird vom IOC für die Ausrichtung der Sommerspiele 2024 nur 1,4 Milliarden Euro als Zuschuss erhalten, Rio de Janeiro musste sich 2016 mit nur knapp 1,3 Milliarden Euro Zuzahlung für temporäre Baumaßnahmen, Zeremonien und ähnliches begnügen. LA-Bürgermeister Garcetti befand nicht zu Unrecht, er habe »den besten Preis« für seine Stadt ausgehandelt, zumal das IOC auch noch die Unterstützung bei einem großen Jugendsportprogramm zugesagt hat.

Los Angeles wird nun zum dritten Mal nach 1932 und 1984 die Spiele ausrichten - die erste Sommerausgabe Olympias in den USA seit Atlanta 1996. Geplant wird derzeit mit einem vergleichsweise »preiswerten« Etat von 4,5 Milliarden Euro. »Follow the sun« (Folge der Sonne!) soll das Motto der Spiele lauten.

Umgehend meldete sich am Montag auch US-Präsident Donald Trump zu Wort: »Zum ersten Mal seit einer Generation kehren die Olympischen Sommerspiele in die USA zurück!« Er sei stolz, LA zu unterstützen, ließ Trump die Öffentlichkeit wissen und erinnerte daran, dass die US-Athleten insgesamt die meisten Olympiamedaillen gewonnen haben.

Auch bei Trumps französischem Buddie herrschte Zufriedenheit, dass die Einigung geglückt war: Staatspräsident Emmanuel Macron nannte den 2024-Verzicht von Los Angeles eine »wichtige Etappe«. Die französische Hauptstadt, die einst mit Olympiakandidaturen für 2008 und 2012 gescheitert war, ist viel mehr als Los Angeles auf das Jahr 2024 festgelegt: Staatliche Finanzierungszusagen sind an die Ausrichtung der Spiele im Jahr 2024 gebunden. Zudem hätte ein erneutes, dritte Aus im Olympiarennen wohl für lange Zeit sämtliche französische Olympiabemühungen zum erliegen gebracht.

Für den IOC-Präsidenten Thomas Bach ist der gefeierte Deal ein Riesenerfolg: Der Tauberbischofsheimer kann das Premiumprodukt seiner Bewegung nun gleich zweimal in Folge in modernen Weltstädten präsentieren, nachdem vor allem die Vergabe der Winterspiele zuletzt nur noch Bewerber angelockt hatte, die es mit Transparenz und Menschenrechten nicht ganz so genau nehmen: Für die Ausrichtung der Winterspiele 2022 hatten sich nur Peking und Almaty (Kasachstan) erwärmen können, die chinesische Hauptstadt erhielt schließlich den Zuschlag des IOC.

Derlei Sorgen sind nun zumindest hinsichtlich 2028 ausgeschlossen, ebenso all die Referenden und NOlympia-Bewegungen, die in westlichen Ländern mittlerweile fast von selbst entstehen: Berlin, Hamburg, München, Rom, Stockholm, Wien, Oslo, Boston - vielerorts war Olympia Ablehnung entgegengeschlagen.

Doch natürlich finden sich stets neue Olympiaträumer, die sich von den Spielen wahlweise Ruhm, Ehre oder schlicht ein gutes Geschäft versprechen: Die »Rhein-Ruhr Olympic City« nannte die Doppelvergabe gestern »eine gute Nachricht«, für ihr Vorhaben, die Spiele in 2032 in 13 NRW-Städten auszurichten. Wäre Olympia 2028 in Europa ausgetragen worden, wäre ein deutsches Olympia so gut wie ausgeschlossen gewesen.

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