Mehr Geld für ein paar Hundertstel

Oliver Kern meint: Wer Medaillen zählt, muss dafür auch zahlen

Matthias Bühler war sauer am Sonntagabend, dass er zu langsam über zehn Hürden gesprungen war. Aus im Halbfinale der Leichtathletik-WM. Er sei nicht elegant genug gelaufen, sagte er später im ZDF-Interview. Und: Er bekomme zu wenig Geld. Versteht man ihn richtig, habe er kaum Athletenförderung erhalten, weil der in den USA trainierende Athlet lange erfolglos nach einem deutschen Verein suchte. Und das ein Jahr vor der Heim-EM in Berlin. »Wenn dann 80 000 Leute einen Athleten anfeuern, der nicht mal die Miete zahlen kann, muss sich Deutschland Gedanken machen. Es geht nicht, dass wir so schlecht gefördert werden!«

So ganz stimmt das natürlich nicht. In Deutschland machen sich viele Sportler, Funktionäre und Politiker Gedanken über die Sportförderung. Nur kommen zu selten gute Ergebnisse dabei heraus. Die Umsetzung der jüngsten Reform wurde kürzlich noch mal um Jahre verschoben.

Doch wie steht’s mit dem Anrecht von Leistungssportlern auf öffentliche Förderung? Wenn wir Medaillen von ihnen verlangen, dann haben sie es. Ansonsten eher nicht. Wie oft schauen wir also auf den Medaillenspiegel? Wer Siege zählt, muss auch finanzielle Vergleiche ziehen. Und da wird anderswo viel mehr gezahlt. Nur ob Bühler mit mehr Geld in der Tasche eleganter und schneller liefe, wäre immer noch nicht garantiert.

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